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Reisebericht zu Andalusien→Granada→Sierra Subbetica Montefrio

Ausflug von Granada: Montefrio in der Sierra Subbetica

Ortsansicht von Montefrio

Montefrio am Südausläufer der Sierra Subbetica bietet schon von weitem einen spektakulären Anblick und lohnt den Ausflug von Granada. Die Kirche thront auf einem Felsen, der den ganzen Ort überragt. Eine unfreiwillige Dorfdurchquerung mit dem Auto und Tankstellensuche bringen uns allerdings ins Schwitzen.

Tatsächlich scheint der Tag zumindest regenfrei zu werden. Wir schaffen es sogar bereits gegen 11:00 aufzubrechen. Für unsere Verhältnisse ist das relativ zügig, trotzdem muss ich schon zu Beginn umdisponieren. Ursprünglich wollte ich von Granada aus nordwestlich in Richtung Jaén fahren, um die Burg von Alcalá la Real zu besichtigen, und erst von dort westwärts in die Sierra vorstoßen. Diese wird aber laut Reiseführer um 13:30 geschlossen, und ich befürchte eine unangemessene Hetze.

Die Kirche von Montefrio thront spektakulär auf ihrer Felskuppe

Genauso plötzlich taucht nach einer Kurve Montefrio vor uns auf. Die Strasse führt direkt auf einen natürlichen Balkon zu, von dem aus die berühmte Felskuppe mit der einsamen Kirche auf ihrer Spitze wie ein Bühnenbild hinter dem Taleinschnitt zu sehen ist. Kuppe ist eher der falsche Ausdruck. Aufgesetzt auf eine Kuppe strebt ein Felsmassiv schräg gegen den Himmel und trägt auf seiner Spitze das kleine Kirchlein, so dass es aussieht wie eine einseitig hochstehende Wippe in einem labil wirkenden Gleichgewicht, von dem aus das Gotteshaus jederzeit nach unten stürzen könnte. Zu ihren Füßen am Hang die Ortschaft selbst, die sich weiter nach rechts bis in das Ende des Talkessels zieht. Schon auf den ersten Blick wird deutlich, dass wir uns auf den äußeren Anblick werden beschränken müssen, diesen Feldgrat zu erklimmen müssen wir uns abschminken.

Jetzt stellt sich heraus, dass bessere Straßenkarten als unsere groben Übersichten in den Reiseführern doch von Vorteil wären. Ich möchte weiter an die Ostwand der Sierra Subbetica, um sie also gegen den Uhrzeigersinn umfahren. Dazu wäre Priego de Cordoba der nächste größere Ort als Anlaufstelle eines solchen Rundkurses. Außerdem habe ich die Entfernungen doch etwas unterschätzt, die Tankanzeige tendiert mittlerweile deutlich zu Null und seit der Autobahn habe ich keine Tankstelle mehr gesehen.

Von dem Pünktchen Montefrio auf den Übersichtskarten führt eine Strasse eher nordöstlich in Richtung Alcala, die ich meiden möchte, und die andere eher westlich nach Algarinejo. Von hier oben aber ist trotz Panorama keine von beiden zu sehen. Wie ein Burggraben ist der Fels gegenüber von einer Talsohle umgeben, so wie Bingen am Rhein, lediglich rechts unten zieht sich der Ort über die dort abschließende Sohle wie über eine Burgbrücke. Von Strassen, die von hier weg führen, ist weit und breit nichts zu sehen außer der, über die wir gekommen sind und ein kleiner Teerweg, der von unserem Balkon noch nach links ins Tal hinunter führt.

Unfreiwillig schwierige Dorferkundung von Montefrio

Notgedrungen werden wir also ins Dorf hinunter fahren. Irgendwo muss ja der nächste Wegweiser auftauchen, außerdem gibt es dort sicher irgendwo eine Tankstelle. Die erste taucht auch tatsächlich bereits nach der ersten Serpentine auf, allerdings scheint es hier noch mit Handpumpen zu funktionieren. Auch die zum Ausschlachten aufgebauten Wracks wirken wenig Vertrauen erweckend, wir verzichten also erstmal. Im Ort selbst tobt noch voll das Leben, obwohl die Mittagszeit schon weit überschritten ist. Die Zufahrt ist eng, sich an den geparkten Autos vorbeizumanövrieren ist durchaus knifflig. Ein touchierter Außenspiegel klappt mit lautem Knall zurück.

Auf der Plaza Espana, dem Hauptplatz, auf dem wir unser Auto parken sollten, falls wir eine Ortsbesichtigung planen, keine Spur von einem Wegweiser. Es geht nur geradeaus, also fahren wir weiter. Ich kann noch das Rathaus erkennen, dann hört das bewegte Leben urplötzlich auf und wir befinden uns dem erkennbaren Straßenverluf folgend in einer Gasse, wie wir sie gestern auf dem Albaizin erlebt haben, nur dass jetzt gerade unser Kleinwagen hindurch passt. Der Bus würde schon feststecken.

Es wird schon etwas mulmig, Lore sehr still, sie verschwindet fast in ihrem Sitz. Natürlich folgt der Straßenverlauf keiner erkennbaren geometrischen Regel, bergauf oder bergab ist das einzige Kriterium. An Ecken, die eine Auswahl gestatten, halten wir uns eher bergauf oder eher rechts in der Hofnung, so auf einen Ortsausgang hinsteuern zu können. Zweimal können wir an einer engen Kurve bergab auf ein Tal blicken, wo wir nicht hinzuwollen glauben. Von den wenigen Passanten ernten wir Blicke, die zwischen Verwunderung und Verachtung zu schwanken scheinen.

Die Orientierung ist spätestens nach der dritten Abzweigung verloren. Es hilft nur die Hoffnung, das alle Wege einer noch so komplexen Ortschaft dazu gemacht worden sind, ins Zentrum oder von ihm weg zu führen, also nach draussen. Nach einer gefühlten halben Stunde landen wir auf diese Weise auch hier wieder auf der Plaza Espana.

Der Fluchtreflex schlägt zu und wir verlassen das pittoreske Dorf auf demselben Weg, auf dem wir gekommen sind. Kurz vor Erreichen unseres Balkons gibt es auch den ersten Wegweiser, der uns geradeaus auf das zuvor verachtete Teersträßchen verweist, vor dem Balkon folgt der nächste. Vor lauter Gaffen auf die plötzlich auftauchende Theaterkulisse haben wir natürlich nicht darauf geachtet.

Tankstelle hinter Montefrio als Heilserlebnis inmitten der Olivenhaine

Die erwartete Abzweigung folgt gut ausgeschildert am Ende des Teersträßchens, begleitet von einem Hinweisschild, das eine Tankstelle nach 1,5 km verspricht. Leider sagt es nicht, in welcher Richtung. Ich will die überstandenen Schrecken nicht durch weitere Sorgen dramatisieren, werfe einen Blick auf die Kilometeranzeige und starte in Richtung Algarinejo. Die Reservelampe leuchtet schon.

Als ich nach weiteren 4 km aufgeben und sicherheitshalber umdrehen will, gibt eine Kurve den Blick auf eine kleine Ebene frei, in deren Mitte breit und unübersehbar eine richtige Tankstelle liegt, groß, modern, beleuchtet, mit mindestens 6 Zapfsäulen. Manchmal wird Mut zum Abenteuer eben auch belohnt. Allerdings war die Sorge durchaus berechtigt, die nächste Tanke hätte ich möglicherweise tatsächlich nicht mehr geschafft. Eigentlich sollten wir es ja wissen: Auf den großen Karten mögen die Entfernungen kindisch aussehen, der Straßenverlauf kann sie aber in der Realität schnell verdoppeln oder verdreifachen.

Eine kurze Zigarettenpause beruhigt uns wieder, alle notwendigen Vorrauseezungen für den weiteren verlauf des Ausflugs sind jetzt geklärt. Mit vollem Tank setzen wir den Weg auf der richtigen Strasse fort und können uns wieder ganz der Landschaft widmen. Und die bietet durchaus Abwechslung. Mal geht es durch eine Ebene inmitten sanft geschwungener Hügel, dann bricht sie wieder ab und senkt sich steil in eine gebirgige Landschaft hinab. Nur eines bleibt immer gleich: Oliven, so weit das Auge reicht, geometrisch wie auf einem Schachbrett angeordnet. Lediglich die Bergzüge darüber sind einfach nur Felsen.

Scheinbar fahren wir ewig durch diese Olivenwelt, lassen Algarinejo unter uns in einem Taleinschnitt liegen und staunen. Eine Landschaft, so verschieden nach jeder Kurve und doch so gleich an den Baumreihen der Olivenpflanzungen orientiert, als würde nichts existieren um sie herum. Vielleicht tut ja auch die Siesta ein Übriges, um diese Weltabgeschiedenheit noch zu verstärken.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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