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Reisebericht zu Andalusien→Granada→Stadt Einkaufen

Hausstand aufbauen: Grundeinkauf im Super-Supermarkt

Heute wollen wir also unseren Hausstand für diesen Urlaub aufbauen, nachdem wir endlich ein großes Einkaufszentrum erspäht haben. Wie immer ist auch die Lebensmittelabteilung ein Abenteuer für sich, auch wenn sonst globalisierte Supermärkte überall gleich ausschauen.

Endlich gefunden: Ausfahrt 123-das hiesige Gewerbegebiet

Ein wieder hervorragendes Frühstück tröstet uns über den trüb-grauen Himmel hinweg. Die kleinteilige Einkauferei in Kramerläden haben wir jetzt ohnehin satt und werden den gestern von meinem Feldherrenhügel aus erspähten Carrefour suchen. Auch das mühselige Provisorium, unseren mitgebrachten Filterkaffee durch mitgebrachtes Filterpapier zu brühen, die aber in heimische Mini-Tessiebe gepfriemelt werden müssen, geht uns trotz gehörigem Stolz auf unseren Erfindergeist auf die Nerven. Vielleicht lässt sich dort ja auch dieses Problem gleich lösen.

Ein schon aus der Entfernung von Alhambras Wachturm aus so nah an Granadas Autobahnring zu lokalisierendes Gelände wird ja wohl auch von unten nicht schwer zu finden sein, sagen wir uns und fahren einfach drauflos. Schon am nördlichen Autobahnkreuz verweist ein zwar verwittertes Plakat auf den Carrefour, aber die Nummer der Ausfahrt ist noch gut zu lesen: 123, kann man sich gut merken.

An besagter Ausfahrt herrscht auch erheblicher Verkehr, was uns hoffen lässt. Über drei mehrspurige Kreisverkehre werden wir unter der Autobahn hindurchgeleitet in eine Mischung aus vorstädtischem Gewerbegebiet zur Linken und Mietskasernen des sozialen Wohnungsbaus unterster Kategorie zur Rechten. Diese Gebiete funktionieren gottlob überall gleich, und so finden wir ohne weitere Schwierigkeiten den "Carrefour unseres hiesigen Vertrauens" inmitten eines Baumarkts, Bekleidungsdiscounters und Kinowelt.

Einkaufen im Einklaufszentrum ist globalisiert, daher ziemlich bequem

Diese Globalisierung des öffentlichen Lebens trifft auch auf die Einkaufszentren selbst zu. Sobald man mal drin ist, könnte man sich überall auf der Welt befinden, höchstens Preisauszeichnung und die Sprache der Plakate erinnern noch an das Umfeld vor der Tür. Zunächst wird man an der Bücher- und Elektroabteilung vorbei über Haushalt und Bekleidung zu den Kosmetika geschleust. Manchmal ist sogar noch eine kleine Baumarktabteilung dabei. Danach geht es langsam mit den Lebensmitteln los, zunächst die Trockenwaren, Nährmittel etc., dann meistens Getränke, Alkoholika und andere Gifte, sofern örtlich zum offenen Verkauf zugelassen, am Ende dann die Frischabteilung. Wir haben hier ein Exemplar der Extragröße: Bis wir überhaupt zum Eingang am anderen Ende des Gebäudes gelangen, müssen wir schon wieder eine Toilette suchen, die sich immerhin dankenswerterweise auch dort befindet.

Diese Megaversion eines Supermarkts verschafft uns wichtigen Zusatznutzen: Schon direkt am Eingang steht als Sonderangebot der Gepäck-Trolley, auf den Lore nun schon seit drei Jahren gewartet hat (oder umgekehrt?). Rot, praktisch, größer als ihr alter und trotzdem leicht. Nachdem wir ihn zum Schluss auf den ohnehin bereits vollen Einkaufswagen packen werden, bietet das den weiteren Vorteil, viele Dinge drin verstauen zu können. Unsere Vermieter werden also nicht den ansonsten verständlichen Eindruck gewinnen, ein Alkoholikerpärchen sei gerade dabei, sich auf unbestimmte Zeit in ihrer Wohnung einzunisten. Einen größeren Teil dieses Grundeinkaufs werden wir außerdem in fünf Tagen nach Cadiz zur zweiten Woche mitnehmen, wo uns dann der überflüssig gewordene, alte Trolley gute Dienste leisten wird.

Außerdem können wir unser angesprochenes Kaffeeproblem hoffentlich lösen. Dazu durchwandern wir hartnäckig die Plastikabteilung, den Haushalt und sogar Elektro. Wir finden Filterpapier, so dass es ja Plastikfilter geben müsste, zumal auch einzelne Kaffeekannen angeboten werden. Zum Schluss schnappt sich sogar Lore höchstpersönlich einen Verkäufer und löchert ihn ohne jede Sprachkenntnis so lange, bis deutlich wird, es gibt alles außer Kaffeefilter. Beim Kaffee kennt sie nix, wir werden also eine komplette Kaffeemaschine durch den Urlaub schleppen, die als Trostpreis beim letzten Vermieter verbleiben soll. Wie sich später herausstellen wird, eine gerechte Lösung und die Maschine kostet auch kaum mehr als ein billiges Oberteil auf dem Wochenmarkt. Anzumerken bleibt, dass das Mitführen deutschen Filterkaffees unnötig war. Der spanische, normale Kaffee steht dem unseren in nichts nach und lässt sich ebenso filtern.

Lebensmitteleinkauf im Urlaub: Immer ein eigenes Abenteuer, egal wo

Eineinhalb Stunden später ist der Wagen voll und wir glücklich, aber am Ende. Wie immer waren die Lebensmittel, also die Fisch-, Fleisch- und Wurstabteilung einen längeren Aufenthalt wert. Die Käseabteilung dauert etwas länger, weil wir die Packungen aufmerksam auf evtl. Gehalt für Lore widerlicher Ziegenmilch studieren müssen, dazu aber erst aus der Bebilderung eines reinen Ziegenkäses den entsprechenden Namen erschließen müssen. In Arbeitsteilung bei solchen Auftritten sind wir ja mittlerweile geübt. Während ich den Wagen mit Grundnahrungsmitteln fülle, plündert Lore die Obst- und Gemüseabteilung nach allen Produkten, die wir nicht kennen und tütet sie ein. Problematisch ist nur, dass in dieser Version des Supermarkts die Waren nicht an der Kasse verwogen werden, sondern in der Abteilung selbst und dort mit Aufklebern etikettiert. Als welterfahrene Einkäufer haben wir aber selbstverständlich diese Risikoprodukte ganz oben in den Einkaufswagen gelegt. Bis der junge Kassier schwitzend den gesamten Inhalt des Wagens, also etwa zwei Rollbänder, durch den Scanner gezogen hat, ist Lore mit unseren Schätzen auch wieder vom Wiegen zurück. Nachdem auch diese Probleme überall auf der Welt dieselben sind, braucht es keine Sprachkenntnisse.

Die eigentlich spannende Frage, ob die Geheimzahl unserer Visacard richtig ist, nachdem wir sie nur einmal im Jahr benutzen, wird leider oder gottlob auch nicht geklärt, weil auch hier Kreditkartenbesitzer unter Vorlage des Ausweises unterschreiben. Ansonsten waren wir erfolgreich. Wir haben aufmerksam die in spanischen und portugiesischen Supermärkten immer herausgestellten lokalen Produkte studiert und auch gekauft. Dass die Manzanilla, für mich ein Probiermuss auf der Liste, eben doch einfach nach Sherry schmeckt, den wir einfach nicht mögen, ist kein Fehler des Marktes. Eher schon, dass wir keinen aus Gran Canaria gewohnten Bananenlikör finden als Beigabe für unseren Espresso und auch der ebenfalls aus Remininszenzgründen ersatzweise ausgewählte Honigrumlikör sich als schmeckbares Industrieprodukt herausstellt. Dass die spottbilligen andalusischen Erdbeeren auch in Andalusien genauso nach Wasser schmecken wie bei uns daheim um diese Jahreszeit, hätten wir uns denken können, aber mit Zucker und griechischem Joghurt machen sie trotzdem Freude.

Für 160 € packen wir einen Trolley zu 30 € ins Auto, eine Kaffeemaschine zu 15 €, die komplette Ausstattung an Grundnahrungsmitteln für zwei Wochen, also Reis, Nudeln, schwere Alkoholika, Getränke und Frühstück für den weiteren Aufenthalt in Granada, die nächsten drei Abendessen, angemessene Nebenschmankerl wie Variation von Oliven zum Testen, das Obst- und Gemüsetestprogramm, Putzmittel und die Socken, die Lore trotz Liste übersehen hat, einzupacken. Mit Trolley ist der Kofferraum genauso voll wie beim Einchecken am Flughafen.

Ein einstündiges Abenteuer war also sehr erfolgreich, aber auch anstrengend. Die windig-kalte Witterung ignorierend wird die anschließende Zigarettenpause für mich daher auf zwei Einheiten verlängert, bevor wir unsere Schätze nach Hause schaffen. Das rege Treiben um uns herum beweist, dass auch hier die Einkaufsgepflogenheiten global geworden sind. Der wöchentliche Großeinkauf wird mit dem Auto im Gewerbegebiet der Vorstadt erledigt, für den Dorfladen bleiben die vergessenen Kleinigkeiten.

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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