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Reisebericht zu Madeira→Reiseplanung→Orientierung Topografie

Erste Einführung in die Kunst der Orientierung beim Autofahren auf Madeira und Entschlüsselung der Ortsnamen

Madeira Camara dos Lobos Orientierung

Der erste Ausflug auf den sonntäglichen Bauernmarkt nach Estreito de Camara de Lobos führt uns die Besonderheiten der Orientierung auf Madeira vor Augen: Das Landschaftsbild stimmt oft nicht mit der Erwartung aus den Straßenkarten überein und die Beschilderung ist wenig hilfreich. Autofahren auf Madeira ist nicht schwerer als anderswo, erfordert aber Improvisationsfähigkeit und eine gute Handbremse.

Die erste Nacht war nicht die ruhigste. Wir sind wohl nicht mehr in dem Alter, sich einfach irgendwo hinzulegen und zu schlafen, sobald hinreichend Müdigkeit eintritt. Das Kreuz muss beim Aufstehen sauber durchgestreckt werden, obwohl wir dieselbe brettharte Matratze eigentlich vom Gartenhäuschen her gewohnt sein müssten. Das Wetter ist zwar bedeckt, aber es regnet nicht und an den Gasherd unserer Wohnküche müssen wir uns erst noch gewöhnen, so dass die Frühstückseier hart gekocht werden. Macht aber nix.

Estreito, Camara, Arco: Ortsnamen auf Madeira erscheinen zunächst ziemlich unübersichtlich

Auf einer der vielen von mir durchgesehenen Websites im Internet hatte eine Conny Tipps zum Leben in Ferienwohnungen auf Madeira gegeben. Sie empfahl den sonntäglichen Bauernmarkt in Estreito de Camara de Lobos, und zu diesem Termin sind wir heute ja genau richtig angekommen. Camara de Lobos ist (von Calheta aus gesehen) der Küstenort vor Funchal, und wie wir noch erleben werden, mittlerweile fast ein Vorort der Hauptstadt, während er vor zwanzig Jahren noch ein mühsam erreichbares Fischerdorf darstellte.

Zu fast jedem Küstenort hier im Süden gibt es noch einen gleichnamigen Ort mit dem Vorwort Estreito, das ist dann das zugehörige Bergdorf im Hinterland. Auch über unserem neuen Heimatdorf auf Zeit thront weiter oben ein Estreito de Calheta, das wir noch kennen lernen werden. Meistens kommt dazu noch ein Lombo oder Arco gleichen Namens, der dann eine Siedlung auf dem der Küstenlinie direkt vorgelagerten Höhenzug kennzeichnet, so wie hier in Calheta auch.

Dies entspricht der Topografie der Insel mit einem oft sehr schmalen und manchmal auch nur in engen und schwer zugänglichen Buchten vorhandenen Küstenstreifen, über dem steil ein erster Höhenzug aufragt, auf dessen Kuppen sich Siedlungen und Landwirtschaft breit machen können, die Lombos und Arcos eben. Manchmal näher, manchmal weiter entfernt ragt dahinter dann die nächste Steilwand auf zum zentralen Hochplateau Paul da Serra, das dann seinerseits noch vom zentralen Hochgebirge überragt wird. In diesem Steilbereich befinden sich dann die echten Bergdörfer, die Estreitos.

Ausparken auf Madeira: Handbremse als Haupthilfsmittel

Das erste Abenteuer des jungen Tages besteht zunächst einmal im Wenden des Autos auf der engen Strasse in steilen Hofeinfahrten. Nachdem uns gestern Daniel höflicherweise das Auto gewendet und zu Demonstrationszwecken geparkt hat, neigt Lore jetzt zu der Meinung, ein so kompliziertes Manöver könnten nur Busfahrer bewerkstelligen. Sie blickt deshalb leicht beunruhigt umher, als ich das Auto besteige. Sogar dieses Sträßchen verfügt aber über zwei schmale Spuren, so dass der kleine Clio in zwei Zügen gewendet werden kann. Man muss halt wie bei jedem Anfahren am Berg, hier auf der Insel also immer, die Handbremse einsetzen. Zugegeben, die kleinen, offenen Wasserkanäle am Fahrbahnrand sind ein wenig hinterfotzig, weil schwer zu sehen. Und hinter der Fahrbahnkante der Hofeinfahrt, die unseren Wendeplatz abwärts zum Meer hin erweitert, geht es extrem steil bergab. Einige Tage später werde ich, dann schon zu forsch geworden, das Auto tatsächlich einige Zentimeter zu weit nach hinten setzen und ein wenig auf seinem hinteren Achsträger aufsetzen, was ihm aber nicht geschadet hat. Anscheinend sollen hier nur LKW´s hinunter fahren oder andere Fahrzeuge mit hohem Radstand. Für heute und die folgenden Tage gelingt das Manöver unter Lores konzentrierter Aufsicht perfekt, und so haben wir jeden Morgen schon mal einen Aufreger zur Einstimmung.

Landschaftsbild, Straßenkarte und Beschilderung stimmen selten überein

Nach Studium der Karte habe ich mir überlegt, der Autobahn bis Quinta Grande zu folgen, und von dort die alte Küstenstrasse bis Estreito zu nehmen. Schon im Ort Quinta Grande verfransen wir uns aber das erste Mal, wobei sich schnell die Haupt-Schwierigkeit beim hiesigen Autofahren herausstellt: Die Übertragung des Kartenbilds auf die Straße funktioniert nur schwer, weil diese in der Realität außerhalb der Autobahnen alle gleich schmal und klein sind. Auf der Karte als Hauptstrassen markierte Routen sind nicht von einer Sackgasse zu unterscheiden. Die Beschilderung, soweit innerorts überhaupt vorhanden, hilft da auch nicht weiter, weil sich ihre Richtungsweisung oft kaum nachvollziehen lässt, so wie sie gestellt sind. Zudem weisen sie entweder zum nächsten Bauernhof oder gleich nach Funchal.

Durch den späteren Bau der verschiedenen, untertunnelten Schnellstrecken entlang der Küste ziehen sich jetzt teilweise drei gleichgerichtete Verkehrsstränge den schmalen Küstenstreifen und die übergeordneten Hanglagen entlang, wodurch es ziemlich eng wird auf den Karten und man eine Lupe bräuchte, um zu erkennen, auf welchem von ihnen man selbst sich befindet. Am ehesten unterscheidbar wären sie noch durch ihre Kurvigkeit: Je mehr Zick-Zack, desto vermutlich weiter oben am Hang und desto langwieriger zu befahren.

Wir lernen daraus, es doch wie die Madeirenser zu machen und uns zunächst auf den Schnellstraßen so nahe wie möglich an das Ziel heranzutasten. Dort reicht es dann meistens, die grobe Richtung zu kennen. Irgendwie kommt man dann schon ans Ziel. Schlimmstenfalls verpasst man eine Ausfahrt, dann muss man halt zurückfahren. Aber auch nur ein kurzes Teilstück der geplanten Strecke aus Landschaftsgründen außerhalb der Tunnels zu fahren, kann manchmal kompliziert werden. In jedem Fall verfünffacht es die Fahrzeit, falls man ein bestimmtes Ziel im Auge hat.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Selbstversorgung und Restaurant Calheta Beach

Der Supermarkt in Calheta Beach versorgt uns mit Frühstück, im Restaurant Rocha del Mar gibt es Drachenfisch zum Abendessen an Madeiras Sandstrand

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Sonntagsmarkt in Estreito Camara de Lobos

Farbenpracht und Vielfalt des örtlichen Bauernmarkts machen die Selbstversorgung zum Vergnügen, der Supermarkt in Ribeira Brava auch. Ergebnis: Madeira-Eintopf

Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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