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Reisebericht zu Madeira→Reiseplanung→Flugreise und Schlangestehen

Notfallhandling bei Flugreisen: Unfreiwillige Übernachtung in Lyon

Notfallhandling Rückflug Madeira

Der Rückflug von Madeira nach München gerät zum Alptraum, als wir in Lyon notlanden müssen. Nachträglich gesehen ein Lehrstück über Fehler und Versäumnisse beim Handling solch unvorhersehbarer Ereignisse, werden wir aktuell in die Kulturphilosophie des Schlangestehens eingeführt, aber auch in nicht für möglich gehaltene Revolutionsbereitschaft deutscher Urlauber, wenn sie an Grenzen geführt werden. Derweil bahnen sich auf Teneriffa und Madeira hausgemachte Naturkatastrophen an, gegen die unser kurzes Intermezzo geradezu lächerlich wirkt.

Irgendwann nach der pflichtgemäßen Meldung des Kapitäns, er werde jetzt bei Faro die iberische Halbinsel überfliegen und dann das Rhonetal hinauf München entgegen brettern, so schnell er könne, und dass er sein Bestes gegeben hätte, die Verspätung aufzuholen, tauchen putzige Lichtlein unter Lore auf. Seit Neuestem hat nämlich sie immer den Fensterplatz, weil sie sich immer nur an jenen Reiseabschnitt als Letztes erinnern kann, bei dem sie in der Mitte sitzen musste. Jedenfalls gefallen ihr die Lichtlein auf netten, kleinen Inseln unter uns und sie fasst bereits ein nächstes Urlaubsziel ins Auge. Später werden wir anhand des Weltatlas vermuten, es habe sich um die Balearen gehandelt.

Die Durchsage: Erinnerte Filmszenen werden wahr

Eine ungewöhnliche Durchsage schreckt uns aus dem Dämmerzustand. An Bord befindliche Ärzte oder Krankenschwestern würden gebeten, sich mit Hilfe der Ruftaste zu erkennen zu geben. Schräg vor uns meldet sich auch ein älterer, beleibter Mann und folgt dem Purser nach kurzem Wortwechsel zu einer Bank wenige Reihen vor uns. Er spricht eindringlich, aber ruhig mit der Person im mittleren Sitz und fragt dann offenbar nach der Bordapotheke. Auch eine Sauerstoff-Flasche wird herbeigeschleppt.

Gerade, als wir uns beruhigt zurücklehnen wollen, kommt Bewegung in die Gruppe. Die umliegenden Plätze werden frei gemacht und plötzlich ragen zwei Füße aus der Bank hervor. Eine jüngere Frau hält den Topf für eine Infusion, die der Doktor anscheinend zu legen versucht. Jetzt kommen noch weitere Helfer hinzu, Spritzen werden aufgezogen und der Ton wird ruppiger. Plötzlich sind die typischen Bewegungen und Geräusche einer Herzmassage zur Wiederbelebung nicht zu übersehen. Uns wird mulmig. Vier Helfer inklusive des Pursers machen sich jetzt abwechselnd, aber ohne Pause an der Person zu schaffen, ab und zu sind die maschinensprachlichen Anweisungen eines Defibrillators zu hören. Die Crew telefoniert hektisch mit dem Kapitän. Mittlerweile sind die Helfer völlig durchgeschwitzt, abwechselnd wird nach Atropin und Adrenalin verlangt. Auf den Gesichtern der Mitreisenden macht sich Bestürzung breit.

Der Kapitän gibt jetzt bekannt, dass er wegen eines medizinischen Notfalls landen werde. Auf den Bildschirmen in der Kabine taucht der Name Saint-Exupéry auf, die Anzeige für die verbleibende Flugzeit schwankt permanent zwischen der Stunde bis München und wenigen Minuten. Die Helfer pumpen angestrengt weiter. Der Landevorgang scheint ewig zu dauern. Endlich setzen wir auf einem Rollfeld auf. Weit entfernt ist ein Gebäude zu sehen und zwei kleinere Flugzeuge stehen auf dem Vorfeld. Dazwischen blinken einsam Blaulichter, die sich auf einer dichten, weißen Schneedecke widerspiegeln. Jetzt braust auch ein heftiger Schneesturm an den Fenstern der Kabine vorbei. Die Helfer haben sich von dem Landevorgang kaum beeindrucken lassen und pumpen ohne Pause weiter. Gedanklich begrabe ich meine Hoffnung auf eine heutige Heimkehr in den Schneemassen, die sich draußen türmen. So lange der Patient gerettet werden kann, soll es uns egal sein. Dieselbe Stimmungslage ist auf allen Gesichtern abzulesen.

Im Schneechaos ausgesetzt: Notlandung in Lyon-St.-Exupéry

Die Maschine kommt endlich neben den Blaulichtern zum Stehen. Trotzdem scheint es eine Ewigkeit zu dauern, bis schließlich die Gangway herangerollt wird. Auf der Parkposition neben uns versuchen einige Arbeiter, die Bodenbeleuchtung mit den Füßen vom Schnee zu befreien und kurz darauf kommt auch dort eine Maschine zum Stehen. Vielleicht können wir ja doch noch starten, solange noch normale Landungen möglich sind.

Endlich erscheint eine junge Ärztin im Gang, begleitet von den Feuerwehrleuten des Rettungswagens. In einem sprachlich schwierigen Austausch erklärt unser Doktor die Situation und was er verabreicht hat, wie viel kann er auch nicht mehr genau sagen. Die Helfer pumpen währenddessen weiter, die Feuerwehrleute begutachten stirnrunzelnd die Situation. Zwei von ihnen versuchen jetzt, den Patienten zu übernehmen, der letzte Helfer pumpt aber weiter, nachdem die Feuerwehrler auch hauptsächlich mit der Frage beschäftigt zu sein scheinen, wie sie den Patienten aus der Enge herausbefördern sollen. Sie diskutieren über die Sprachsignale des Defibrillators, dessen Anweisungen sie nicht verstehen können.

Schließlich entscheiden sich alle nach Rücksprache mit den Ärzten, die Patientin ohne Trage aus der Kabine zu schaffen. Per Handzeichen verständigen sich alle, wo angepackt werden soll und schließlich wird die erst jetzt als solche erkennbare Dame an den vier Extremitäten so schnell wie möglich zur am Eingang abgestellten Trage geschafft. Auch der Weg die Gangway hinunter gleicht nochmals einer waghalsigen Schaukelpartie, dann ist sie zumindest sicher im Hafen des Rettungswagens angelangt.

Schließlich meldet sich auch der Kapitän und verschafft uns zumindest Aufklärung, dass wir in Lyon gelandet wären und ein Weiterflug nicht mehr möglich sei. Es werde derzeit für unsere Unterbringung in einem Hotel Sorge getragen und möglicherweise auch für die Bereitstellung des Gepäcks. Ich könnte zwar gut darauf verzichten, für den jetzt zu erwartenden Stress auch noch mit den schweren Taschen belastet zu sein, muss aber zugeben, dass einige meiner Mitreisenden das anders sehen könnten. Möglicherweise steigen ja auch unsere Optionen zur Weiterreise zusammen mit unserem Gepäck.

Um uns herum setzt jetzt gedämpftes, aber hektisches Telefonieren ein. Mittlerweile ist die Maschine ja auch inklusive ihrer Verspätung in München fast überfällig. Immerhin den Stress haben wir nicht. Draußen rührt sich nichts, der Rettungswagen steht unverändert an Ort und Stelle, was einige zu besorgten Hiobsmeldungen verleitet. Andere klären darüber auf, dass Rettungswägen vor Stabilisierung der Patientin mittlerweile nirgendwo mehr den Ort des Geschehens verlassen würden, was deren Aussichten momentan nicht stark verbessert. Immerhin trifft jetzt eine mobile Reanimationseinheit des Lyoner Krankenhauses ein und parkt neben der Ambulanz.

Auch der Kapitän hat mittlerweile eine Erfolgsmeldung. Unser Gepäck werde ausgeladen und wir würden in Kürze zum Bagage Claim gebracht, wo wir es in Empfang nehmen könnten, um danach in Hotels gebracht zu werden. Der weitere Verlauf werde sich finden. Bald darauf taucht draußen auch der erste Bus auf. Mit einem freundlichen "Na dann, bis morgen früh!" bedanken wir uns bei der Crew. Die sorgenvolle Antwort: "Na ja, eher bis morgen Nachmittag", stimmt uns allerdings etwas bedenklich. Die matschig vereiste Gangway gibt uns einen beunruhigenden Vorgeschmack auf das zu erwartende Wetter. Gerade als der Bus die Türen schließen will, kommt die junge Flughafenärztin gerannt und bittet den Doktor noch mal in den Krankenwagen. Ich glaube zu verstehen, weil die Patientin sich bedanken wolle, was ja immerhin hoffen lässt.

Verwirrt und ohne Flugbegleiter am sprachlich verwirrten Gepäckband

Den um das Gepäckband verstreuten Passagieren ist der Schock deutlich anzusehen. Das unbestimmte Gefühl, irgendwo im Nichts gestrandet zu sein, trifft vor allem die Älteren. Jeder reagiert mechanisch und rennt erstmal mit der Meute mit. Auf der Anzeigetafel der Ausgabestation wird eine Maschine aus Funchal avisiert, was die meisten Teneriffaurlauber natürlich nicht als ihren Abflugort identifizieren können. Zu allem Überfluss wird jetzt noch eine weitere Maschine für dasselbe Band angezeigt. In die chaotische Enge drängeln sich auch noch einige Franzosen, die das ungewohnte Sprachwirrwarr um "ihr" Band offensichtlich irritiert. Ich erwecke notgedrungen langsam mein Französisch wieder zum Leben und versuche, den Irrtum aufzuklären. Sie verstehen mich wohl, allein, sie glauben mir nicht.

Das ist wohl auch unser kleinstes Problem im Moment. Die Gepäckbanderolen mit der Aufschrift "MUC" beweisen uns eindeutig, am richtigen Band zu stehen. Trotzdem vergeht Umlauf um Umlauf, ohne dass unser Gepäck zum Vorschein kommt und trotz aller Weltläufigkeit beginnt sich Nervosität auch bei uns auszubreiten. Ein Mitreisender nach dem anderen entschwindet ins Nirgendwo, es ist aber niemand zu entdecken, der uns später den Weg weisen könnte. Wir beruhigen uns damit, dass unser Gepäck vermutlich zuerst eingeladen und damit zuletzt ausgeladen wurde, sicherheitshalber prüft Lore aber mal die anderen Bänder.

Irgendwann nach einer gefühlten halben Stunde tauchen endlich unsere Taschen auf. Nachdem unsere verschwundenen Mitreisenden alle denselben Ausgang benutzt haben, machen wir uns jetzt auch dorthin auf. Fragen können wir niemanden, es sind keine Uniformen zu sehen, die Fachwissen verraten könnten. Wir sind uns aber einig, dass als erstes eine Entspannungszigarette fällig ist. Jetzt hat es wieder Vorteile, einer überall ausgesperrten Gemeinde von Süchtigen anzugehören. Vor der Tür warten bereits zitternd vor Kälte rauchende Mitreisende, die uns mitfühlend angrinsen. Wahrscheinlich erkennen wir uns am verlorenen Blick. Außerdem sind sonst ja praktisch keine Menschen mehr unterwegs in den weiten und leeren Hallen von Lyon-Saint Exupéry.

Latrinenparolen und Aufklärung nach Auffinden des korrekten Schalters

Parolen werden kolportiert, in der Abflughalle gäbe es einen Schalter namens "MAP", der für unsere weitere Unterbringung zuständig sei. Nach einer zweiten Vorsorgezigarette machen wir uns mit Kollegen der Raucherfraktion auf den Weg, den ominösen Schalter zu suchen. Wie ich noch während des Fluges in einem Zeitungsartikel lesen durfte, sind ja gottlob alle Flughäfen gleich aufgebaut. Das erweist sich auch hier, der Lift in den ersten Stock ist dort, wo er auch in München ist, so dass wir die Rolltreppe umgehen und unser Gepäck samt Wagen nach oben bringen können. Dort folgen wir einfach dem Lärmpegel. 180 Menschen in einem fast leeren Flughafen sind einfach zu entdecken, wenn sie sich einigermaßen in der Nähe befinden.

Vor dem Schalter hat sich anscheinend bereits etwas bewegt. Einer der am nächsten zum Tresen stehenden Passagiere hat wohl Verhandlungen führen können und versucht, für alle zu übersetzen: "Also, wenn ich ihn richtig verstanden habe, sollen wir erst mal als Gruppe beisammen bleiben. Es werden Busse organisiert, die uns ins Hotel bringen sollen, wo wir dann alle ein Abendessen bekommen. Dort wird dann auch die Crew zu uns stoßen und uns den weiteren Ablauf erläutern. Aber erst einmal sollen wir hier alle zusammen auf die Busse warten. Anscheinend sollen sie hier vor der Türe abfahren."

Diese frohe Botschaft treibt die üblichen Verdächtigen wieder vor die Türe zum Rauchen, wo man sich langsam gegenseitig erkennt. Wir beginnen, über unsere Vorfreude auf das angesagte "Captains Diner" zu witzeln, immerhin wird langsam wieder gelacht. Der Vorplatz des Airports ist eisig verschneit, abgesehen von ganz vereinzelten Fahrzeugen bewegt sich nichts mehr um diese Nachtstunde, nicht mal hier. Gegenüber ragt das riesige Flughafenhotel vor uns auf, in dem sich auch nichts regt. In keinem Fenster ist Licht zu sehen.

Um den Wagen nicht permanent hin und her zu schieben, wechseln Lore und ich uns ab mit dem Rauchen. Während meiner nächsten Stallwache geschieht jedoch etwas Merkwürdiges am Schalter der "MAP". Das Gedränge wird wieder lebhafter und die beiden Mitarbeiter hinter dem Schalter stempeln die Abrisse der Bordkarten ab, die die umlagernden Passagiere ihnen vorlegen. Nach meiner langjährigen Erfahrung bei Katastrophen im Reisesektor begleiten Stempel stets einen wichtigen Vorgang. Also lasse ich das Gepäck mal stehen und reihe mich in das Gewühl vor dem Schalter ein. Hier helfen Sprachkenntnisse dann schon wieder. Erstens sind die angesprochenen, überlasteten beiden Chaosmanager eher bereit, mit dem zu sprechen, der sie versteht und zweitens überlassen die konkurrierenden Hordenmitglieder einem eher das Feld in der Hoffnung, auf diese Weise auch an eine schlüssige Information zu gelangen.

Es stellt sich heraus, dass wir mit unseren "MAP"-gestempelten Bordkarten ausgewiesen das gegenüber in tiefem Schlaf liegende Flughafenhotel aufsuchen sollen, um dort Zimmer zu bekommen. Es wird ausdrücklich keine Busse geben. Diese Information wird flugs nach hinten durchgegeben und ein Phänomen nimmt Formen an, das uns alle für die nächsten Stunden bis zum Ende der Reise begleiten wird: Dauerschlangestehen von einem kritischen Punkt zum nächsten. Wir werden alle den beschäftigungstherapeutischen Wert dieser Maßnahme noch kennen und schätzen lernen. Zunächst aber nutzen wir die Gunst der vorderen Plätze und machen uns mit unseren gestempelten Bordkarten auf direkten Weg ins Hotel.

Eine entnervte Horde nimmt Besitz von einem Hotel mit einem Rezeptionisten

Dort ist (natürlich) Schlangestehen die Dritte angesagt, wenn auch noch übersichtlich, da wir uns noch an der Spitze der Kolonne befinden und diese ja durch die im Flughafen vor dem "MAP"-Schalter verbliebene zunächst noch auf natürlichem Wege ausgedünnt wird. Ein einziger Hotelmitarbeiter versucht, dem Geschehen Herr zu werden, vermutlich auch so schon unter Umgehung sämtlicher sonstiger Gepflogenheiten. Ein Kollege in pelzbesetzter Lederjacke, also vermutlich eher ein Wachmann, unterstützt ihn, indem er an die wartenden Schlangenmitglieder schon mal Anmeldeformulare ausgibt. Die ältere Dame vor mir war schon am Flughafenschalter an meiner Seite gestanden und ist jetzt endgültig verzweifelt, weil sie den englischen Ansagen des Rezeptionisten nicht folgen kann. Dieser besteht nämlich neben dem Namen und einem Ausweis auch auf die Angabe der Kreditkartennummer. Grund dafür ist das Vorhandensein einer Minibar auf dem Zimmer, deren Benutzung die Hotelleitung mit dem Benutzer persönlich abrechnen müsse. Ansonsten gäbe es morgen Frühstück bis um 11, mehr wisse er auch nicht.

Ich übersetze das meiner mitreisenden Landsfrau, deren Verzweiflung weiter zunimmt. Dabei hat sie sich schon anstelle des Gatten eingereiht, den sie, restlos mit den Nerven am Ende, auf einem der Couchsessel im Foyer geparkt hat. Sie verfügt über keine Kreditkarte und fürchtet jetzt um die Aufnahme in den Hort der Abgeschiedenheit eines Zimmers. Ich beruhige sie und rate, den Zirkus nicht so ernst zu nehmen. Die Nummer ihrer in der zittrigen Hand umklammerten ec-Karte reiche sicher aus, bei späterem Ärger möge sie sich einfach an die Fluggesellschaft wenden und sich jetzt keine weiteren Gedanken machen, bis sie ihr Zimmer erreicht hätte. Dankbar und deutlich beruhigt lächelt sie mich an und gemeinsam bewältigen wir das den Umständen entsprechend chaotische Einchecken, dessen Pseudo-Überprüfung natürlich ohne jeglichen praktischen Wert ist. Aber ein Rest von Form muss schließlich in jedem Chaos gewahrt bleiben und Fernreisende ohne Kreditkarte kommen in diesem Denkschema nicht vor.

Schließlich erhalte auch ich unsere Zimmerkarte für den vierten Stock und wir können uns zumindest des Gepäcks entledigen. Stufe 1 ist damit abgeschlossen. Leider stellt sich heraus, dass der Lack unserer Weltläufigkeit blättert, wir sind nämlich nicht in der Lage, in unserem tollen neuen Zimmer für Beleuchtung zu sorgen. Nach längerem Suchen und kurz bevor wir einen Stromausfall melden wollen, fällt uns dann doch der eigentümliche Kasten mit dem untypischen Schlitz im Flur neben der Eingangstür auf, in den unsere Zugangskarte genau hineinpassen würde. Als intelligente Menschen wagen wir den Versuch, stecken unsere Karte hinein und zack, es werde Licht. Leider lassen sich die Fenster des hypersterilen Klimaanlagenkastens deswegen trotzdem nicht öffnen. Vielleicht sind wir auch dazu nur zu blöde oder zu altmodisch. Was sich öffnen lässt, ist die Minibar, und das ist unser erster Griff gleich nach dem noch dringenderen Bedürfnis, Platz in der Blase zu schaffen.

Hunger und Durst bringen auch bravste Deutsche in Revolutionsstimmung

Ich bekomme fast einen hysterischen Lachanfall, als ich die lächerlichen zwei Bierdosen entdecke, die neben zwei klitzekleinen Weinfläschchen pompös beleuchtet darin präsentiert werden. Bei meinem Stressfaktor ist Dose Nummer eins in zwei Sekunden quasi verdunstet! Nachdem erwartungsgemäß im unter Sterilathmosphäre verpackten Zimmer sowieso kein Aschenbecher zu finden ist, verdränge ich aber die Angst zu verdursten. Wir machen uns lieber gleich auf den Weg in die Lounge und zu unseren Raucherkollegen.

Vor der Rezeption nimmt das erwartete Chaos unterdessen seinen Lauf. Die Schlange aus dem Flughafen hat den Weg herüber ins Hotel gefunden. Überall sitzen bleiche, angespannte und leicht verängstigte Gestalten, mittlerweile natürlich auf Koffern, nachdem alle Couchsessel längst besetzt sind. Mein älterer Schützling von zuvor schleicht aus dem Nebenlift und fragt schüchtern, wie die Fenster denn wohl zu öffnen seien. Sie könne ohne Luft nicht schlafen. Ich kann ihr nur das kleine Kästchen mit dem Ventilatorsymbol nahe legen, das mir als einziges zum Verschaffen von Luft einfällt. Mehr wird sie heute wohl nicht mehr erreichen können.

Wir flüchten erst mal vor die Türe, wo sich die schon bekannten Gesichter wieder versammelt haben. Vielleicht sind Raucher ja nicht unbedingt klüger, aber als soziologisch gesehen kleine Randgruppe effizienter beim Verbreiten von Informationen. Und schneller beim Bewältigen von Stresssituationen, obwohl sie ja nebenher noch Zeit mit Rauchen vergeuden müssen. Jedenfalls können wir bereits wieder entspannt die ersten, aufgekommenen Latrinenparolen diskutieren: Vor 17.00 gäbe es morgen kein Weiterkommen. Dafür müssten wir aber auch erst um 17.00 auschecken. Die Patientin steht immer noch auf dem Rollfeld, sie ist gestorben. Nein, sie lebt, sie hat aber den Flug mutwillig angetreten, obwohl sie gesundheitlich nicht gedurft hätte. Die Crew wird mit dem ersten hereinkommenden Flieger getauscht, es geht morgen um 10.00 bereits zurück. Es gibt doch nichts mehr zu Essen. Macht nichts. Es gibt auch nichts zu Trinken. Wie? Außer der Minibar gibt es nichts, auch im Flughafen nicht. Mittlerweile ist es fast ein Uhr geworden, alle Geschäfte und Bars sind geschlossen.

Es wird kalt, und wir verabschieden uns vorübergehend nach drinnen. An der Hotelbar im Hintergrund sind noch Plätze frei, da steuern wir zielstrebig hin, und ignorieren das mittlerweile ziemlich angespannte Stimmungsgefälle an der Rezeption, das ständig zwischen Tumult und Resignation zu schwanken scheint. An der Personalsituation hat sich selbstredend nichts geändert. Außer uns treffen noch weitere, glücklich mit Zimmern versorgte Menschen ein und versammeln sich etwas ratlos um die Bar. Die hell erleuchteten Kühlschränke sind gut gefüllt, nur der Barkeeper oder eine hübsche, gut gelaunte Stewardess fehlt noch. Kurz taucht der zuvor als Hilfsrezeptionist wirkende Wachmann auf, den wir auf das Fehlen eines Barmanns aufmerksam machen. "Mais non, c′est fermé," ist die einzige Antwort, verbunden mit der eindeutigen Geste des geschlossenen Zapfhahns. Und schon ist er wieder verschwunden.

Unter den Neuankömmlingen an der Bar ist auch der Doktor, dessen Stressbelastung wohl über jede Diskussion erhaben ist. Wie alle Doktoren muss er sich eine Situation außerhalb seines Fachbereichs aber erst von seiner Frau erklären lassen. Mit offensichtlich wachsendem Unglauben, aber sehr höflich, hört er ihr konzentriert zu. Seinem Gesichtsausdruck ist unschwer zu entnehmen, dass ihm die Mitteilung nicht gefällt. "Jetzt reicht′s aber, wo kommen wir denn da hin, ich habe jetzt Durst", ist deutlich auch für uns zu vernehmen. Schon ist er hinter der Bar, nimmt eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank, öffnet sie und verteilt schon mal Gläser.

Die Situation beginnt, mir zu gefallen. Von wegen obrigkeitsgläubige deutsche Schafe, die sich jeden bürokratischen Unsinn gefallen lassen. Weil ohnehin direkt davor sitzend, probiere ich gleich mal den Zapfhahn aus und siehe da, flugs ist meine Bierdose wieder voll. Der Zapfhahn würde jedenfalls funktionieren. Leider sind meine angebotenen Dienste als Hilfshotelkellner alsbald nicht mehr gefragt, auf die beginnende Revolution an der Bar hin taucht nämlich der aufmerksam gewordene Wachmann wieder auf und verscheucht die Durstenden. Er muss jetzt seinen Wachaufgaben wieder mehr gerecht werden, kann also seinem Kollegen an der Rezeption nicht mehr helfen, was sich ungünstig auf die Bewältigung der immer noch erheblichen dortigen Schlange auswirkt.

Eigenverpflegung als Mundraub an der geschlossenen Hotelbar

Diesen Zeitpunkt der Unsicherheit nutze ich, um meine Bierdose nochmals nachzufüllen, dann wollen wir ohnehin wieder zum Rauchen vor die Tür dieses ungastlichen Hauses. Dort brodelt mittlerweile der Unmut über unsere Airline, anfänglich mehr wegen der verweigerten Getränkemöglichkeiten. Bei dem Thema sind aber alle auf ihre Buchungen zu sprechen gekommen. Es stellt sich heraus, dass jeder zwar zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedenem Weg einen Direktflug gebucht hatte, aber niemand einen bekommen hat. Das Wort Verarschung macht die Runde. Einer wollte nach Empfang der zufällig gelesenen Umbuchungsanzeige sogar vom Flug zurücktreten. Das wurde ihm aber nicht zugestanden mit dem Hinweis, der Fluggast hätte kein Recht auf tatsächliche Durchführung des angebotenen Fluges sondern nur auf den Transport selbst. Er könne gerne zurücktreten, dann würde sein Flugschein eben ersatzlos verfallen.

Bevor wir dieses interessante Thema noch weiter vertiefen können, taucht eine Truppe Polizisten aus der Tiefe der Nacht auf. Sie blicken ziemlich grimmig drein, zwei Männer, zwei Frauen. Natürlich folgen wir ihnen und siehe da, unter dem Lamento des Wachmanns bauen sie sich an der Bar auf, um dieselbe vor dem Zugriff der marodierenden Horden deutscher Vandalen zu schützen. Als einer unserer Leidensgenossen mehr protesthalber eine Flasche Madeiracognac aus seinem Zimmer holt und zur allgemeinen Verfügung an der Bar postiert, walten die Beamten auch gleich ihres Amtes und unterziehen sie einer genauen Prüfung, ob sie nicht vielleicht aus Hotelbeständen stammen könnte. Etwas lustlos vergleichen sie die in den Kühlschränken vorhandenen Flaschen mit dem Etikett, führen damit aber nur vor, was den Durstenden alles entgeht. Nachdem ihnen dieses Dilemma offenbar selber dämmert, verteilen sie sich lieber locker über den Raum, allerdings ohne die Bar aus den Augen zu lassen.

Nachdem ein weiterer Griff zum Zapfhahn also nicht angeraten erscheint, beschließen wir, nach einer Abschlusszigarette das Bett aufzusuchen. Es reicht jetzt auch. Ein Blick an die Rezeption auf die nach wie vor eincheckenden Passagiere beweist unsere privilegierte Lage deutlich. Jetzt trifft auch die Crew angeführt von ihrem Kapitän ein. Majestät geruhen aber leider nicht, zum Volk zu sprechen. Wenigstens reiht er sich brav in die Schlange ein. Wir überlassen uns und die anderen ihrem Schicksal, das sich morgen klären möge, auf dem Zimmer kille ich noch das zweite, letzte Bier aus der Minibar und mit einem letzten Blick auf die verschneiten Betonburgen von Lyon Airport Saint-Exupéry sinke ich in den Schlaf.

Frühstück und Flüsterparolen

Der nächste Morgen beginnt mit demselben Zeitvertreib, mit dem der Abend geendet hatte: Schlangestehen. Nur wird dies heute von der Not zur Kultur befördert werden. Im Frühstückssaal herrscht auch um kurz nach zehn noch drangvolle Enge, dafür ist aber ein zugegebenermaßen umfangreiches Buffet aufgebaut. Nachdem wir uns einen Platz frei geräumt haben, stürzen wir uns mal auf die Eier und den Speck. Leider gibt es aber außer Zwieback kein Brot dazu. Die Flüsterparole gibt bekannt, dass es aber ab und zu wieder eines gäbe, das größere Problem sei die Kaffeemaschine, die dem Andrang nicht gewachsen sei und nur sehr sporadisch funktioniere. Nach einer guten Viertelstunde gelingt es mir, nach Durchwarten der zweiten Schlange (die erste Maschine hatte endgültig ihren Geist aufgegeben) zwei Milchkaffees für uns zu fabrizieren. Die schmecken zwar gut, nur sind jetzt natürlich Eier und Würstl kalt. Lore meint aber, das sei kein Schaden, sie wären ohnehin aus einem süßlichen Eipulver hergestellt.

Das Ei stelle ich auf die Seite und erinnere mich jetzt an die Werbung über der Lifttür, was für tolle Pastries es hier gäbe. Die zwei Croissants sind auch tatsächlich frisch gebacken, schön warm, echt französisch. Weil es gerade Baguette gibt, nehme ich mir auch gleich eins mit und bin jetzt wieder versöhnt mit dem Frühstück. Warmes Croissant mit Butter und Marmelade in Frankreich ist immer noch das höchste. Eigentlich selber schuld, dass wir bei unserer Weltläufigkeit nicht gleich darauf gekommen sind, allerdings war die Lage auch unübersichtlich. Es gibt noch Joghurt, frische Früchte und Pancakes mit Ahornsirup, dann kann der Tag beginnen.

Die Flüsterparolen konzentrieren sich auf einem Abflugtermin gegen 17.00, mit einer Schwankungsbreite zwischen 14.00 und 18.00. Irgendwann taucht auch der Purser zum Frühstück auf. Er weiß aber auch nicht mehr als wir und fügt hinzu, wenn überhaupt, würde er als Letzter informiert. Er werde aber später versuchen, sich vom Kapitän das Diensthandy geben zu lassen, um Erkundigungen einzuziehen. Seines Wissens aber träfe sich die Crew um 16.00 zum Briefing. Über den Gesundheitszustand der Patientin sei weiter nichts bekannt, nach seiner letzten Information von gestern Abend habe sie aber überlebt.

Nachdem es nun doch bereits auf Mittag zugeht, erscheint eine Fahrt in die Stadt nicht mehr unbedingt angezeigt. Auch wenn wir keine genaue Vorstellung haben, rechnen wir auch hier mit 40-60 Minuten Fahrzeit ins Zentrum wie überall auf der Welt. Wir schnappen uns einen zweiten Milchkaffee und gehen mal vor die Tür ins Raucher-Informationszentrum. Den unserem Freund Caspar so ähnlichen Juppie versorgen wir mit der Information, wo es den Kaffee zu ergattern gibt und auch die Servicenummer unserer Airline habe ich noch in meinem Steinzeit-Handy gespeichert. Er tätigt dafür die Telefon- und Internetverbindungen mit seinem Handy und bestätigt im Gegenzug den geplanten Abflug um 17.30, der auch in München schon mit einer Ankunft um 18.50 eingecheckt sei.

Zum Glück strahlt die Sonne von einem blauen Himmel über die Schneelandschaft, so dass wir uns gemütlich auf einer Bank niederlassen können und für den Erhalt unserer Gesichtsbräune sorgen, als wären wir im nahe gelegenen Val d′Isère. Die Informationen über den Check-Out der Hotelzimmer sind noch widersprüchlich. Nachdem wir uns aber dort ohnehin nicht weiter aufhalten wollen, folgen wir gemeinsam dem Beispiel der meisten unserer Mitreisenden, holen unser Gepäck in die Halle und reihen uns in die Schlange ein, um die Formalitäten abzuwickeln.

Tagesplanung ist Schlangenplanung

Mittlerweile läuft die Schlangenkultur zu großer Form auf, denn am Nebenschalter der Rezeption, wo wir ja pflichtschuldigst auschecken müssen, baut sich bereits eine zweite solche auf, wo sich zwei junge Mitarbeiterinnen der "MAP" geschäftig einrichten. Beim Bezahlen der Minibarschulden in Höhe von "lächerlichen 16 Euro" für zwei Dosen Bier wird mir auch dieses Phänomen erklärt. Nebenan werden die Gutscheine für das Mittagessen ausgegeben. Auch wenn wir nicht gerade Mordshunger verspüren, haben wir, wie alle anderen, ohnehin nichts Besseres zu tun und reihen uns ein. Um etwas Spucke zu sparen, haben die beiden Damen große handbemalte Schilder vor sich ausgebreitet, auf denen die weiteren Ansteh-Termine angeordnet werden: Mittagessen um 12:45 in der "Brasserie OL", danach Einchecken um 14:00 am Schalter 16, danach Boarding um 16:00, rechtzeitig zum Abflug um 17:30. Unser Tagesablauf ist geregelt!

Draußen in der Sonne halten wir noch mit Mr.Gomera ein Pläuschchen, wir waren diesmal alle früh dran in der Schlange und haben jetzt ein halbes Stündchen frei. Ähnlich wie wir auf Madeira war er zuletzt vor 18 Jahren auf Gomera und ebenso wie wir verwundert, einige bauliche Erinnerungen nicht mehr finden zu können. Seine Lieblingskneipe konnte er deshalb nicht mehr finden, weil er jetzt drin wohnte, an ihrer Stelle war sein Hotel entstanden. Auf den Kanaren war es wohl etwas wärmer als bei uns, aber weiter oben im Regenwald ebenso kühl.

Mit Plaudern vergeht die Zeit. Wir lassen das Gepäck noch in der Hotelhalle und machen uns auf den Weg ins Terminalgebäude. Die Brasserie ist komplett für uns eingedeckt, große Wasserflaschen stehen auf den Tisch und wie im Flieger auch trinken wir halt mangels anderer Beschäftigung. Irgendwann sind dann auch alle Tische besetzt und der Service beginnt. Es gibt äußerst rosa gebratene Hamburgerscheiben mit essbaren Pommes an ziemlich bräunlich angelaufenen Salatstreifchen. Wir können uns über den Bratzustand nicht einigen. Lore hält ihn für roh, ich glaube eher angesichts der Körnung an Durchgebratenheit und eine eigentümliche Einfärbung des Fleisches. Gleich nach dem Frühstück muss man ja auch nicht alles aufessen.

Wir verabschieden uns von der Gruppe und nehmen unseren Espresso im Pappbecher auf dem sonnigen Vorplatz ein. Die dort verkehrenden Busse hätten uns innerhalb von 40 Minuten in die Innenstadt gebracht, aber auch stolze 16 Euros dafür verlangt. Ist aber genau genommen auch, wie überall. Einige Passagiere waren noch schlauer als wir und haben es sich in den windgeschützten Plexiglaskammern der Wartehäuschen gemütlich gemacht. Also schnappen wir uns einen Wagen, holen das Gepäck herüber und schon bald wird auch für uns ein Plätzchen frei. Mr. Gomera weiß das zu schätzen und gesellt sich zu uns, so dass wir unser Pläuschchen über dies und das fortsetzen.

Natürlich haben wir nicht ewig Zeit, schließlich folgen wir einem straffen Zeitplan. Lore und Gomera nehmen den mittlerweile beißenden Wind als ernstes Warnsignal und bereiten sich mittels langer Unterhosen schon mal auf München vor, ich ziehe den Genuss eines Bieres zur Einstimmung vor. Wir zögern die nächste Schlangerei absichtlich bis 14:30 hinaus. Das nützt uns aber nichts, die 4 Unterschlangen am Check-In reichen immer noch bis an die Gegenfront der Halle. Hier besinnt man sich jetzt auch wieder auf alte Tugenden des "Homo germanicus flugreisebus", schiebt und drängelt ein bisschen und achtet mit Argusaugen darauf, dass sich von der Nebenschlange niemand hereindrängeln kann. Bevor Lore nun doch einen Wutanfall bekommt, schicke ich sie lieber zum Rauchen.

Die erste Wette mit dem mitreisenden Lallinger-Double gewinne ich locker: Natürlich werden alle Passagiere neu eingecheckt. Für uns glücklicherweise, weil wir jetzt die Plätze an den Notausgängen bekommen werden, wo man seine Füße ausstrecken kann. Muss ich mir merken. Immer auf den Tragflächen sitzen, scheiß auf die Aussicht. Die zweite habe ich tatsächlich verloren. Im Flieger werden alle alkoholischen Getränke ohne Entgeltzahlung verschleudert, die noch so im Bestand sind. So viel Kulanz hätte ich unserer Airline gar nicht zugetraut bzw. der bemitleidenswerten Crew auch nicht solche Kompetenzen.

Wir sind daheim, auf Madeira und Teneriffa geht es noch gröber ab

Immerhin die letzte Schlange bleibt uns erspart. Am Sicherheitscheck geht alles halbwegs zügig vonstatten und die letzte Stunde Warten geht auch vorbei. Zwar häufeln wir beim Enteisen der Maschine nochmals eine halbe Stunde auf unser Verspätungskonto, (wofür ja nicht den ganzen Tag Zeit gewesen sei, wie ein Mitreisender treffend bemerkt), aber kurz nach Sechs geht es endlich los. Die Crew hat Mühe, in der kurzen Zeit bis München alle ihre Lunchpakete an den Mann zu kriegen. Beinfreiheit genießt man in der Mitte des Fliegers, also am Endpunkt beider Versorgungswege der Crew. Wir bekommen unseres deshalb gerade noch im Landeanflug auf die Münchner Rollbahn zugesteckt, haben aber nichts daran versäumt, wie wir beim Biss in eines der Sandwichs feststellen. Das in Lyon noch vermisste Gepäck von Segelfreund Lallinger wartet auch bereits, so dass sich die Truppe in München wohlgefällig auflöst. Gegen 22.00 sind auch wir zu Hause, nur halt einen Tag später.

Der Flug hat wohl auch anderen kein Glück gebracht. Zwei Tage später wird Teneriffa von einer Gewitterkatastrophe heimgesucht und die Hauptstadt Santa Cruz unter Schlammlawinen versenkt. Da müssen wir aber schon wieder mit dem Schnee kämpfen, was auch kein Spaß ist.

Noch ärger trifft es Madeira, das zwei Wochen später von einer der schlimmsten Unwetterkatastrophen seiner jüngeren Geschichte heimgesucht wird. Funchal und Ribeira Brava versinken im Schlamm außer Rand und Band geratener Flüsse, fast fünfzig Menschen sterben oder bleiben vermisst. Viele Verkehrsverbindungen gerade auch im Norden bei Santana und Porto Moniz bleiben über Tage unpassierbar. Auf Videos erreichen uns Schauerbilder. In manchen Innenhöfen türmen sich angeschwemmte Autowracks bis zum Dach, an manchen der Autobahnbrücken fehlt jetzt das Mittelteil. In der ganzen Altstadt von Ribeira Brava, durch die wir so gerne geschlendert sind, steht mannshoch eine braune Brühe. Unsere Vermieterfamilie ist, wie der ganze Ort, zwar mit dem Schrecken davongekommen, aber unter der Bevölkerung regiert die Angst. Es steht nur zu hoffen, dass die fortschreitende Zersiedlung der Landschaft jetzt ein wenig vorsichtiger betrachtet wird.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Chaotischer Rückflug mit dem Lumpensammler

Wegen der plötzlichen Flugplanänderung verlassen wir Calhetas Beach Studio früher und genießen die Aussicht in Santa Cruz. Statt nach München fliegen wir erst nach Teneriffa.

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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