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Reisebericht zu Madeira→Reiseplanung→Flugreise

Unfreiwilliges Wiedersehen mit Teneriffa auf dem chaotischen Rückflug von Madeira

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Unser letzer Urlaubstag hätte eigentlich noch teilweise touristischem Vergnügen dienen sollen, nachdem der Abflug erst für den frühen Abend geplant war. Weil unsere Fluggesellschaft ihre Flugpläne aber nach Art des "Lumpensammlers" willkürlich umstellt, dürfen wir schon mittags in Santa Cruz erscheinen, um dann doch mit erheblicher Verspätung einen unfreiwilligen Abstecher nach Teneriffa "zu genießen".

Für unseren letzten Urlaubstag hat uns der Wettergott doch noch einmal bessere Aussichten geschenkt, auch wenn wir zunächst eine bittere Kröte schlucken müssen. Obwohl ich die Abflugdaten für den morgigen Flug doch noch in meinen Unterlagen gefunden habe, folge ich meinem Bauchgefühl und rufe bei der Fluggesellschaft an. Tatsächlich haben sie wie schon für den Hinflug jetzt auch die Rückflugdaten geändert, wozu wir aber keine Information bekommen hatten. Die Dame tut aber so, als hätte es noch nie einen anderen Flugplan gegeben. Jedenfalls dürfen wir statt um 18:00 jetzt schon um 14:10 abfliegen und einen kleinen Umweg über Teneriffa machen. Mit dem gemütlichen Aufstehen ohne Wecker wird es also nichts.

Wir wollen uns aber die Laune nicht verderben lassen und trösten uns mit der Absicht einer geharnischten Beschwerde nach der Rückkehr. Letztlich ist der Abreisetag ja immer versaut und hauptsächlich mit Warten auf den nächsten Akt der Fortbewegung verbunden, da kommt es auf die paar Stunden auch nicht mehr an.

Geordneter Abzug aus dem "Beach Studio" ohne weitere Ausflüge

Des vorsorglich eingestellten Handyweckers hätte es nicht bedurft. Wir wachen pünktlich kurz nach Acht von selber auf, kochen die letzten Eier, frühstücken in Ruhe und bereiten uns aus allen weiteren Resten noch luxuriöse Sandwichs. Nach den Vorarbeiten des letzten Abends ist der Rest unserer Habseligkeiten schnell verpackt und dank unseres genialen Wäschemanagements auch genug Platz in den Taschen. Die Katze hat ihre gestrigen Ressentiments wieder vergessen und will die Abreise durch ein gemütliches Schläfchen in der Tür unterbinden. Leider hat sie aber nicht genügend Geld, unser Bleiben zu ermöglichen.

Ein kurzes Dankeschön an unsere Gastgeber, und schon sind wir weg. Das Wetter hätte heute einen weiteren Wandertag ohnehin verhindert, obwohl bis zum ursprünglich vereinbarten Abflugtermin um 18:10 schon noch ein kleiner Ausflug drin gewesen wäre. Hinter Ribeira Brava hängt wieder die gewohnte, grauschwarze Wand vor den Bergen. Auch Richtung Funchal schaut es nicht besser aus. So brauchen wir uns wenigstens nicht kostbarer Urlaubszeit beraubt fühlen.

Flughafen Santa Cruz als eigene Sehenswürdigkeit begreifen können

Obwohl die Abgabe des Autos hier zumindest, wie schon erlebt, mit einer Besichtigung desselben einhergeht, sind wir schnell mit allem durch. Beim Auschecken des Autos am Schalter erhasche ich noch einen Blick auf die Ankunftstafel und sehe dort mit Schrecken bereits eine eineinhalbstündige Verspätung des Fluges aus München angekündigt.

Zwei auf Kundschaft wartende Reiseleiter der TUI versorgen uns aber im Austausch gegen Feuer mit der Bestätigung, dass hier wie in Gran Canaria hinter den Gates auf der Aussichtsterrasse geraucht werden darf, was die Wartezeit erträglicher macht. Das Beobachten der Starts und Landungen ist gerade in Madeira natürlich spannend wegen der auf riesigen Betonstelzen ins Meer gebauten Landebahn. Viel mehr gibt es allerdings auch nicht zu sehen, weil das Umland hinter einem dichten Nebelvorhang verborgen ist, aus dem jetzt sogar ab und zu Regen fällt. Nur Sao Lorenzo scheint auch heute wieder vom Regen verschont zu bleiben. Bis die drei Air-Berlin-Flieger aus Düsseldorf, Berlin und München schön der Reihe nach eintreffen, beobachte ich das geschäftige Treiben auf dem Vorfeld (unserer ist natürlich der letzte).

Eine Organisation wie in als Lumpensammler eingesetzte Nahverkehrsbussen bringt Flugreisende an ihre Toleranzgrenzen

Wir müssen es natürlich wieder auf die Spitze treiben und beim Eintreffen des München-Fliegers noch eine Angstzigarette auf Vorrat rauchen, so dass wir es tatsächlich bis zum Final Call ausreizen, der allerdings auch verdächtig schnell nach dem ersten Aufruf erfolgt. Der Flieger ist voll mit bleichen Urlaubsanfängern, die die unverhoffte Zusatzlandung gar nicht komisch finden, ebenso wenig wie wir. Immerhin gibt es wieder eine deutsche Zeitung zu lesen, deren Wetterbericht jedoch für die nächsten Tage nichts Gutes verheißt. Dafür können wir uns unsere Bordkarten sparen, die gelten erst ab Teneriffa, wird uns mitgeteilt. Für den Moment sollten wir die berauschende, freie Sitzplatzwahl wahrnehmen unter denen, die unsere hier ausgestiegenen Vorgängern frei gemacht haben. Obwohl bei den Letzten, ergattern Lore und ich immerhin noch zwei nebeneinander liegende Plätze an der Seite einer gepflegten, älteren Dame, die eine Freundin in Teneriffa besucht. Auch ihre Nachrichten aus einem chaotisch verschneiten Norddeutschland und immerhin stark winterlichen Süden steigern nicht gerade die Sehnsucht nach der Heimat.

Die Crew ist nicht zu beneiden, hat sie es doch mit einer aus erwähnten, verschiedensten Gründen leise murrenden Kundschaft zu tun, so dass die Nachricht, in Funchal wären leider nur Kekse für die neu zugestiegenen Kunden geliefert worden, mit einem geradezu verächtlichen Gelächter quittiert wird. Auch wenn der Hupfer nach Teneriffa zu meiner Überraschung immerhin doch noch fast eine Stunde dauert, ist es den meisten jetzt schon wurst.

Die Raucherpause in Teneriffa fällt aus, weil der neue Flughafen schon ganz gesundheitsfreundlich voll verglast ist inklusive der Aussichtsterrasse und daher selbstverständlich komplett rauchfrei. Wenn man wollte, könnte man sich die Nase an den Scheiben platt drücken. Wie schon aus dem Flieger gut sichtbar, gehört der trostlose Süden Teneriffas aber nicht zu den Gegenden, die man unbedingt bei Licht gesehen haben muss. Auch unter den hier auf den Abflug wartenden Passagieren ist die Stimmung nicht gerade euphorisch. Anscheinend wurde während der Verspätungszeit mehrmals das Gate geändert. Eine leichte Gereiztheit liegt in der Luft.

In Anbetracht der Verspätung begraben wir auch unsere ursprüngliche Hoffnung, durch die Planänderung wenigstens etwas früher in München anzukommen und so die Ungewissheit um die letzte S-Bahn zu vermeiden. Im letzten Abendlicht können wir beim Durchfliegen der Seestrasse zwischen Teneriffa und Gran Canaria noch einen kurzen Blick auf die vom letzten Jahresurlaub vertraute Bergwelt erhaschen, dann kehrt alsbald Dunkelheit ein und wir versenken uns in stoische Lese- und Schlafruhe, um die letzten vier Stunden auch noch würdig zu überstehen. Ein anständiges Käse-, bzw. Truthahnsandwich hilft auch darüber hinweg.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


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Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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