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Reisebericht zu Madeira→Calheta→Calheta Beach Studio

Sonnenbad über den Weiten des Atlantiks: "Beach Studio" in Calheta auch im Januar

Madeira, Calheta, Beach Studio, Apartment, Terrasse

Autofahren und Auto parken erfordern auf Madeira angesichts der bergigen Verhältnisse überall besondere Vorsicht, Umsicht und Rücksicht. Das müssen wir erst noch lernen, und werden daher unfreiwillig früh aus dem Schlaf gerissen. Als Belohnung für nachbarschaftliche Kooperation gibt es dafür Sonnenbaden im Januar auf der Terrasse unseres Beach Studios.

Beim gestrigen Abendmahl auf unserer Terrasse hatten wir das rechter Hand bergaufwärts gelegene Nachbaranwesen schon gut unter Beobachtung, weil es mit seinen ständig verschlossenen Rollläden und dahinter verstecktem, geheimen Lichtschein wie ein Fremdkörper in dieser offensichtlich nachbarschaftlich gewachsenen kleinen Straßensiedlung gewirkt hat. Nur deshalb können wir die folgende, für uns früh morgendliche Störung verkraften.

Nachbars können ihren Protzbau aus der engen Garagenzufahrt nicht verlassen und wir werden aus dem Schlaf gerissen

Der Morgen beginnt mit einer guten und einer schlechten Nachricht. Die schlechte zuerst. Schon im gefühlten Morgengrauen um neun Uhr früh klopft es penetrant an der Türe, was eindeutig Gefahr bedeutet. Halbwach kämpfe ich mich zum Einlass unseres Palasts, vor dem eine ältere, grauhaarige Frau im Wanderer-Outfit steht und mich fragt, ob ich etwas Englisch verstünde. So, wie sie aussieht, hätte sie mich auch gleich deutsch ansprechen können. Sie bittet mich höflich, aber sichtlich abgekämpft, das Auto wegzufahren, weil sie sonst ihre Hofeinfahrt nicht verlassen könne. Ich frage mich, woher sie weiß, dass ich der von ihr so verzweifelt gesuchte Fahrer bin. Während ich sie entgeistert anstarre, fällt es mir aber ein.

Während zu Füßen unserer Terrasse sich endlos die Bananenplantagen zur Küste hinunter ziehen, die nur ab und an durch kleine Hütten bäuerlicher Struktur durchsetzt sind, steht rechts neben unserem eigenen kleinen Dachapartment ein offensichtlich neu errichtetes Gebäude, das hauptsächlich wegen seiner augenscheinlichen Unbewohntheit ziemlich protzig wie ein Fremdkörper wirkt, während sonst in "unserer" Straße alle Bewohner ersichtlich ihren Tagesgeschäften nachgehen. Vor der Einfahrt zu diesem Anwesen am Rande der trutzigen Steinmauer parken wir anweisungsgemäß immer unser Auto.

Nachbars Einfahrt wiederum führt parallel zu unserem Zugang zur Ferienwohnung zu einer Garage, die sozusagen unter das dortige Haus seitlich in den Hang gegraben wurde. Bei unserer gestrigen,. abendlichen Terrassensitzung war nicht zu übersehen, dass dort aus einem Sixt-Van Baumaterialien abgeladen wurden. Das hat uns insoweit sehr interessiert, als im Nachbarhaus ansonsten immer die Rollläden herunter gelassen waren und mögliches Leben allenfalls am flauen Lichtschein hinter denselben abzuleiten war, was Lore als passionierte Leserin von Krimis Anlass zu wüstesten Theorien über die dortigen Verhältnisse gab.

Am Ende einer durchaus spannenden Spekulationssitzung haben wir uns darauf geeinigt, dass nebenan eine reiche Deutsche sich mit Hilfe ihres portugiesischen Lovers einen hübschen Altersruhesitz baut und dieses Treiben mittels ihrer Rollläden vor der Umwelt verheimlicht. Angesichts dieses Ergebnisses hatte ich sogar extra nochmals einen Gang zum Auto gemacht, um mich zu vergewissern, dass ein halbwegs ortserfahrener Mensch diese Einfahrt auch gefahrlos verlassen kann und selbiges bejaht.

Das Erscheinen dieser netten Dame spricht zugegeben gegen diese Theorie, sie hätte aber einen schönen Romanstoff abliefern können. Natürlich hat sie umgekehrt die Entwicklung der Verhältnisse ebenso beobachten können wie wir, so dass der Halter des störenden Fahrzeugs unschwer zu ermitteln war.

Ich schmeiße mich also kurz in Klamotten und fahre das Auto zwei Meter bergauf, damit der Van mit aufheulendem Motor die steile Kurve aus der Hofeinfahrt gefahrlos passieren kann. Wer solche Protzeinfahrten baut, sollte sie wenigstens auch verlassen können oder lieber woanders hinziehen, denke ich grummelnd bei mir. Oder einen Busfahrer heiraten, das ginge auch. Oder dort bleiben, wo man am Abend sehen kann, wer zum Frühstück kommt. Für uns ist jedenfalls klar: Wir wohnen bei den "guten" Einheimischen, die sich durch Vermietung einen bescheidenen Wohlstand zu erarbeiten suchen. Nebenan entsteht Villa Protz als Wintersitz für diejenigen, die den Wohlstand schon haben. Haben wir uns ja gleich gedacht und blenden unterschwelligen Neid verbunden mit dem Ärger ob der morgendlichen Störung zu unseren Gunsten aus.

Sommerfeeling im Januar auf der Terrasse unseres Beach Studios

Die gute Nachricht: Es herrscht strahlender Sonnenschein über Calheta. Wir bereiten uns erst mal ein herrliches Frühstück auf der Terrasse unseres Beach Studios, heute englisch mit Toast und fast wachsweichem Ei. Ich wäre ja wie früher auch Semmeln holen gefahren, aber einen richtigen Bäcker scheint es (nicht mehr?) zu geben. Supermärkte beginnen wohl auch hier ihre Schattenseiten auf das Konsumverhalten zu werfen.

Danach Sonne genießen. Ganz nach dem Motto: immer gleich nehmen, sobald es zu kriegen ist. Erst nach einem ausgiebigen und zunehmend schweißtreibenden Literaturgenuss in der prallen Sonne wollen wir den touristischen Arbeitstag angehen. Ich sehe mir das gestern gefundene Gästebuch des Hauses durch, dessen alleinige Existenz unsere Gastgeber noch sympathischer macht. Fast alles Deutsche, wie auch die touristische Umgebung, alle des Lobes voll. Wahrscheinlich waren alle so Pygmäen wie wir. Jedenfalls berichtet keiner von Kopfverletzungen, die ein größerer Mensch als wir beim Kochen unter den Dachschrägen unseres Schlafzimmers unweigerlich erleiden würde.

Lore interessiert sich aber hauptsächlich für die Walbeobachtungen einer Familie hier vor der Küste und wir fortan bei jedem Blick von unserer Terrasse auf die Erscheinung dieser Giganten der Meere warten. Dieser glückliche Zufall wird uns aber leider verwehrt bleiben.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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