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Reisebericht zu Andalusien→Granada→Vorstadt Alfacar

Ferienwohnung "Casa al Sil Ram": Unsere Heimat auf Zeit in Alfacar

Alfacar Ortseinfahrt von der Autobahn

Alfacar wird unser "Basislager" sein zur Erkundung Granadas und seiner Umgebung. In der "Casa al Sil Ram" finden wir freundliche und komfortable Aufnahme, eine schnelle Verbindung für Ausflüge in die Umgebung und eine stressfreie Busverbindung zu günstigen Tarifen nach Granada ohne Parkplatzprobleme.

Auf einem schweren Holztor prangt das kleine Wappenschild der "Casa al Sil Ram". Wir klingeln, werden aber wegen deutlicher Staubsaugegeräusche erst beim zweiten Mal erhört. Natürlich finden wir es in Ordnung, wenn vor unserer Ankunft nochmals der Hausputz stattfindet. Wir werden von einem Paar in den Fünfzigern etwas kritisch beäugt, aber sehr freundlich empfangen.

Ein langer Gang öffnet sich vor uns, früher der Stall, wie uns erklärt wird. Jetzt beherbergt er jedenfalls Exponate aus dem Künstlerleben unserer Wirtin. Bilder, Skulpturen und Objekte, die durch die gemischte Verwendung verschiedener Materialien ansprechend wirken und in dem rustkalen Ambiente sehr bemerkenswert aussehen. Nach der langen Anreise fehlt uns aber jetzt noch der ruhige Blick dafür. Lore wird sich später noch ausführlicher damit befassen. Wie sich herausstellt, kommen beide Damen aus dem Kindergartenwesen und teilen die Freude an kreativer Interpretation alltäglicher Gegenstände.

Casa "Al Sil Ram": Einrichtung und Ausstattung

Am rückwärtigen Ende der Stallgalerie öffnet sich ein kleiner Durchgang zum Innenhof, der natürlich immer noch regenfeucht ist und unter den grauen Wolken nicht gerade strahlend zur Geltung kommt. Außerdem ist er im Vergleich zu den Weitwinkelfotos der Website nicht unbedingt riesig zu nennen, aber auf diesen Effekt sind wir ja mittlerweile vorbereitet. Linker Hand steigt eine hohe Mauer zum Nachbargrundstück auf, an allen anderen Seiten ragen die Gebäudewände zum Himmel. Er ist mit Topfpflanzen und kleinen Beeten schön begrünt, an der Mauerseite steht ein imposanter Lorbeerbaum, der bis zum zweiten Stock reicht. Im Sommer sicher ein schönes, ruhiges und ersehnt schattiges Plätzchen. Insgesamt dürften die Seitenlängen des Quadrats mit 15 Metern aber eher hoch geschätzt sein.

Marlies geht uns voran über eine Außentreppe, die an der gegenüber liegenden Hauwand entlang zur Wohnung im ersten Stock führt. Ursprünglich hatten wir uns wegen der Nähe zum Außensitz zwar eigentlich für das untere Appartment im Erdgeschoss entschieden. Allerdings erscheint die kleine Fläche des Innenhofs auch bei besseren Witterungsbedingungen zur jetzigen Jahreszeit eher schattig. Wir folgen also gerne der Empfehlung unserer Gastgeber, das helle Licht der oberen Wohnung zu nutzen, die zudem auch einen weiten Blick in die Ferne bietet.

Die Wohnung selbst ist für unsere Vergleichswerte mittelgroß und angenehm aufgeteilt. Über die Eingangstür am Ende der Treppe betritt man direkt das Hauptzimmer, das sich über der rechten Seitenwand des Innenhofs befindet. Der große Raum teilt sich in zwei Bereiche, links eine Sitzecke mit Couch und zwei Sessel, die sich an dem obligatorischen Fernseher orientieren. Rechter Hand am Fenster zum Hof die Küchenzeile. Ein kleiner Gaskocher mit zwei Platten, eine Arbeitsfläche mit gemauerten Unterschränken, die durch Vorhänge geschlossen sind. Danach ein schöner, von Marlies selbst gefertigter Spülstein aus Speckstein, allerdings ohne Ablaufgefälle, wie wir merken werden. Daneben eine weitere Sitzgruppe mit vier Stühlen um einen runden Tisch.

Anschließend an die Küchengruppe folgt das separate Schlafzimmer. Es wirkt etwas düster, weil das große Fenster zum Hof mit schweren Vorhängen zugezogen ist. Das große Doppelbett macht gottlob nur einen antiquierten Eindruck, die Matratze stellt sich als einwandfrei heraus. Schrank, zwei Nachtkästchen und ein zusammengeklapptes Notbett runden das Bild ab, Schlafzimmer eben. Lore befällt leichte Sorge wegen der gemeinsamen Zudecke, die wir älteren Menschen nicht mehr gewohnt sind und befürchtet nächtliche Besitzstreitigkeiten. Tatsächlich werden wir uns aber während des gesamten Urlaubs an diese Situation gewöhnen müssen und sie einträchtig und schmiegsam durchstehen wie in jungen Jahren.

Das Bad schließt sich rechtwinklig an die Fernsehgruppe an, hinter der Treppenwand des Innenhofs und ist ebenfalls normal ausgestattet: Dusche mit Vorhang, Waschbecken, WC, kleines Schränkchen. Die Dusche wird uns von der Wasserkraft her nicht zu Lobeshymnen hinreißen, aber sie läuft für südliche Verhältnisse brav und gibt immer heißes Wasser, wir erinnern uns diesbezüglich an weitaus spärlicheres Getröpfele. Freundlicherweise ist im Wohnraum auch bereits ein kleiner Gasofen angeheizt, wie wir ihn selbst im Gartenhäuschen verwenden.

Auch hier sind die Wände mit eigenen Exponaten der Gastgeberin dekoriert, selbst die Stehlampe ist künstlerischen Ursprungs. Insgesamt ein freundlicher erster Eindruck, wir haben genügend Platz und die Einrichtung gibt den Räumen eine angenehme, persönliche Note. Leider beinhaltet dieser Stil an mancher Stelle auch die Unsitte, einfach sein altes Gelump zu parken. Eine ziemlich billige Ausstattung mit Geschirr und Besteck, durchgesessene Couchmöbel, die sich angesichts fehlender Garderobe eigentlich nur zur Kleiderablage zweckentfremden lassen, begegnen uns leider immer wieder in von privat vermieteten Ferienwohnungen. Insgesamt aber bekommen wir für unsere 42 € am Tag eine großzügige Wohnfläche mit erwartetem Grundkomfort, persönlich gehaltener Einrichtung in schönem Ambiente und können höchstens über allgemein bekannte Oberflächlichkeiten der Appartmentvermietung maulen, uns aber nicht wirklich beschweren. Da wird es auch in diesem Urlaub wieder in jeder Richtung noch ganz anders kommen.

Hausregeln und die neue Umgebung in Alfacar

Bevor wir uns einrichten, werden erstmal die finanziellen Angelegenheiten geregelt. Anscheinend haben unsere Vermieter nicht immer nur gute Erfahrungen gemacht, aber auch wir wollen Geld nicht unnötig herumtragen, so dass der Punkt schnell geklärt ist. Es folgt eine Einweisung in die Modalitäten wie Müllentsorgung, Gasofenbedienung, örtliche Geschäfte und Restaurants. Müllentsorgung und deren Sinn als Schutz gegen sommerlichen Ameisenbesuch sind nochmals schriftlich ausgedruckt vorhanden, daneben aber auch der aktuelle Busplan sowie ein Stadtplan von Granada, auf dem die Endhaltestelle der örtlichen Buslinie in der Großstadt bereits vermerkt ist. Neben dem Fernseher befindet sich noch eine sehr ansehnliche Sammlung von Tourismusprospekten. Manche von ihnen zeigen noch König Juan Carlos als ziemlich jungen Mann, was auch ein anregendes Bild auf die touristische Entwicklung Andalusiens wirft und dem Spaß am Stöbern in verregneten Stunden keinen Abbruch tut.

Das freundliche Angebot, bei Fragen jederzeit anklopfen zu können, kann in Appartmentdingen manchmal ein unschätzbarer Vorteil sein, auch wenn wir ihn diesmal nicht wahrnehmen müssen. Andererseits genießen wir dennoch absolute Privatheit, was nicht immer selbstverständlich ist. Für morgen wird uns selbstgebackenes Vollkornbrot aus dem Holzofen angekündigt (laut Ausdruck auch zu kaufen für den Biopreis von 4,20 €). Alfacar scheint sozusagen überhaupt die letzte Bastion der Holzofenbrotbäcker zu sein, wie wir bei den zwei uns empfohlenen Bäckereien auch noch feststellen werden. Während Lore unsere Habseligkeiten für den Wochenaufenthalt verstaut, stelle ich mich auf den überdachten Treppenabsatz vor der Türe und entspanne mich mit zwei Zigaretten von der Anfahrt. Von hier oben blickt man über die Nachbargrundstücke hinweg auf die bergige Silhouette des Umlands, sicher schöner als der Blick auf die Hofmauer im Erdgeschoss-Appartement.

Kleiner Bummel durch Alfacar

Wir entschließen uns zu einem ersten Erkundungsrundgang durch das Dorf. Beim leichten Anstieg zum kleinen Platz, von dem wir in "unsere" Gasse abgebogen sind, können wir immerhin schon die Abfahrt des Linienbusses beobachten und wissen so nicht nur, dass es ihn tatsächlich gibt, sondern vor allem, wo er hält. Angesichts der mangelnden Notwendigkeit von Beschilderung in vielen spanischen Dörfern ein Vorteil. Obwohl es mittlerweile fast vier Uhr geworden ist, liegt immer noch eine tiefe Stille über dem Ort. An die strengen Siesta-Gewohnheiten werden wir uns noch gewöhnen müssen. Tatsächlich beginnt das Leben ganz allmählich erst in der Stunde zwischen vier und fünf, davor ist alles mit Ausnahme vereinzelt noch mit Mittagsgästen belegter Bars oder Restaurants definitiv tot.

Natürlich birgt dieser einsame Rundgang durch menschenleere Gassen insofern einen traurigen Beigeschmack, der der wetterbedingten Grundstimmung entspricht. Immerhin können wir den Schaufenstern und Reklameschildern entnehmen, wo es was zu kaufen geben könnte. Hinter den Strassen um die Bushaltestelle wird es schnell noch einsamer, wir finden lediglich ein etwas moderner eingerichtetes Restaurant vor einem sich deutlich in den Berg einschneidenden Bächlein (tatsächlich gibt es durchaus mehr). Die Wiesen zu beiden Seiten werden unübersehbar als Müllplatz genutzt. Dieser Einschnitt ist zugleich unüberwindliche Grenze zum nächsten Ortsteil, in dem sich ganz passable Häuserzeilen hangaufwärts aneinanderreihen. Auf unserer Seite scheint eher der alte Ortskern zu schlafen, dem wir uns notgedrungen wieder zuwenden. Wir finden das enge Gässchen hinter unserem Haus, das zur empfohlenen Holzofenbäckerei führt, diese selbst sowie den kleinen Tante-Emma-Laden , der als Supermercado firmiert. Eigentlich nette Gässchen, in Rundungen ohne geometrisches Raster verlaufend, die alten Häuser teilweise gut hergerichtet, teilweise finden sich aber auch wahre Ruinen dazwischen. Lore fällt auf, dass alle Fenster sogar der Ruinen im Erdgeschoss vergittert sind, und das nicht immer nur zur Zierde. Auch das eine Besonderheit, die wir überall in Andalusien so vorfinden werden.

Es lässt sich durchaus gemütlich leben und wohnen in Granadas Vorstadt Alfacar. Rummel und Bummel spielen sich hier wohl nicht ab, dafür sind die Parkmöglichkeit vorm Haus sowie die unmittelbare Nähe zur Autobahn und damit zum ganzen Hinterland ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Weihnachtsstimmung im Frühling, ein erster Spaziergang durch Granada

Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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