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Reisebericht zu Andalusien→Nordostandalusien→Sierra Cazorla Rio Borosa

Rio Borosa: Berühmter Wanderweg vom Torre del Vinaigre zur spektakulären Schlucht am Cerrado de Elias

Wanderung in der Sierra Cazorla

Die Wanderung entlang des Rio Borosa ist wohl die Berühmteste in der Sierra de Cazorla. Sie ist für Jedermann leicht zu gehen und man ist daher nicht unbedingt einsam auf dem Weg zur Schlucht des Cerrado de Elias. Gerade für einen kurzen Spaziergang bieten sich hier aber einfach erreichbare und dennoch sehr schöne Einblicke in eine stille Flusslandschaft, selbst wenn man nicht bis zur Schlucht vordringen oder gar den Weg bis unter die Gipfel gehen möchte.

Die Landstraße durch die Sierra de Cazorla schlängelt sich gemütlich am Talgrund durch die Wälder, zwar eng, aber immer gut befahrbar. Etwa in der Mitte treffen wir auf das Centro de Interpretacion Torre del Vinaigre. Es ist deutlich beschildert, aber auch so ist der langgestreckte Hauptbau mit dem großen Parkplatz in dieser stillen Umgebung nicht zu übersehen. Mittlerweile strahlt die Sonne von einem blauen Himmel herunter, so dass wir die geplante Wanderung entlang dem Rio Borosa auch ausprobieren wollen.

Torre del Vinaigre und der Rio Borosa sind auch ohne Wanderung einen Besuch wert

Natürlich kommen wir zur Mittagszeit an, was angesichts der Anfahrt aus Baeza auch kaum anders möglich ist. Das Besucherzentrum ist also geschlossen. Das ist insoweit schade, weil die Ausstellungen der andalusischen Naturschutzbehörde auch für sonst museumsscheue Menschen nach unserer Erfahrung immer einen gut gemachten Überblick zu den sozialen und ökologischen Gegebenheiten der Umgebung bieten. Der kleine botanische Garten an der gegenüber liegenden Straßenseite wäre vielleicht sogar während der Siesta begehbar. Aber wir wollen erst einmal versuchen, die lokale Flora selbst im Gelände zu begehen.

Gegenüber dem Centro Visitantes Torre del Vinaigre zweigt eine kleine Teerstraße spitzwinklig von der Hauptstraße ab. In mehreren Kehren führt sie vorbei an kleinen Biergärten und Pferdekoppeln an denn eigentlichen Talgrund hinunter. Vor einer an den Betonbecken zu erkennenden Forellenzuchtanlage weisen Schilder auf zwei riesige Parkflächen links und rechts des Wegs hin, was den Besucheransturm zur Hauptsaison erahnen lässt. Jetzt ist die Autobelegung relativ überschaubar. Wir bleiben brav hier und bewaffnen uns mit wanderfähigem Schuhwerk. Eine kurze Strecke entlang der Straße führt uns über eine kleine Brücke zum Ausgangspunkt der Wanderung, wo sich nochmals ein kleiner Parkplatz befindet. Der ist mit 20 Fahrzeugen aber ausgelastet, und für uns wäre gerade mal eine kleine Lücke noch frei gewesen.

Die breite Kiespiste, die von hier aus unübersehbar das Flussbett entlang in die Berge hinein führt, spricht für den erwarteten, unspektakulären Beginn eines Volkswanderwegs. Aber direkt unter uns bildet der Rio Borosa schon hier grün schimmernde Gumpen, zwischen denen der Fluss plätschernd auf die Forellenzucht zuströmt, eingefasst von bereits hier steilen, waldüberwucherten Felsformationen. Schon hier fühlen wir uns sehr an einsame korsische Bergwege erinnert und bereits dieses Bild wäre den Abstecher von der Hauptstraße wert.

Wenige hundert Meter auf dem breiten Fahrweg kommt von rechts ein Zufluss, um dessen Einmündung herum sich auf flachen Felsplateaus ein hervorragender Picknickplatz anbieten würde. Das Wasser glitzert in der Mittagssonne, während die kleinen Felsbassins zwischen Grün und Blau in allen Farben schillern und mit der umgebenden Vegetation konkurrieren. Über eine kleine Hängebrücke weiter oben wäre er gut erreichbar, was aber andere vor uns natürlich auch bereits entdeckt haben. Ich drängele auch etwas, schließlich möchte ich die Elias-Schlucht auch noch sehen.

Cerrada de Elias: Tiefe Schlucht am Oberlauf des Rio Borosa

Für Lore stellt die kleine Wanderung einen Testlauf dar, wie weit sie es mit ihren Atemproblemen noch schafft. Wir wollen es aber nicht übertreiben. Gemütlich traben wir eine halbe Stunde die breite Piste entlang, wo die Steigung ziemlich gemächlich verläuft, das Farben- und Lautspiel des Bachbetts unter uns und die alpine Bergkulisse über uns aber allein schon Wandervergnügen für jeden bietet. Vor der ersten Brücke über den Fluss trennen wir uns. Sie wird sich ein gemütliches Sonnenplätzchen suchen und ich werde mich auf die Suche nach der Cerrada de Elias machen, von der ich schon Fotos gesehen habe und jetzt zumindest selbst sehen will.

Auch wenn ich zunächst wie ein von der Leine gelassener, junger Hund los renne habe ich meinen Rhythmus schnell gefunden. Bis über eine weitere Brücke bleibt mir die breite Piste erhalten, die auch tatsächlich von Jeeps befahren wird. Erst dann zweigt am Ende einer größeren Lichtung ein deutlich beschilderter Pfad rechts unten am Ufer entlang ab. Das dichte Unterholz verbaut den Weg hier fast zu einem Laubengang und zaubert schöne Schattenspiele vor meine Stiefel. Einen kurzen Moment fürchte ich, die Klamm bereits erreicht zu haben, weil mich die Holzgeländer an der Flußseite an die gesehenen Fotos erinnern und steil und eng wird es schon um mich herum. Bei aller Bewunderung für die umgebende Natur fände ich das aber dann wieder etwas zu unspektakulär für meine Erwartungen. Anderseits will ich die gesamt veranschlagten zweieinhalb Stunden des Weges bis unterhalb der Gipfel nicht gehen, selbst wenn mich das Madeiragefühl zweier Tunneldurchquerungen reizen würde.

Ich glaube aber, mich an fünf Brückenüberquerungen zu erinnern, von denen ich ja gerade erst zwei passiert habe, also laufe ich erst einmal weiter. Der Weg wird jetzt endlich zum Pfad durch die Wildnis und mir kommen genügend Menschen entgegen, um an wartende Sensationen bergaufwärts glauben zu können. Ein Pärchen schleppt sogar hier noch einen Kinderwagen durch die Landschaft.

Tatsächlich eröffnet sich nach der fünften Brücke unverwechselbar die Klamm: Durch eine knapp drei Meter breite Schlucht braust das Wasser jetzt unter hohen und schroffen Felswänden hindurch, der schlammige Weg ist seitlich in die Felsen als kleine Holzkonstruktion geklebt. Das Farbenspiel des Wassers wechselt mangels Lichteinfall in Schattierungen von Dunkelgrün und mitten im Felsspalt thront majestätisch der Gipfel des sonnenbeschienenen Gebirges als lohnendes Ziel, das ich persönlich heute nicht mehr erreichen werde.

Auf einem ausgewaschenen Felsen im Kiesbett oberhalb der Klamm packe ich meine Brotzeit aus und versuche, dieses Bild möglichst auf ewig in meine eigene Erinnerungsfestplatte zu brennen. Ein wunderschöner Ort zumindest heute auch der stillen Einkehr, den ich stundenlang betrachten könnte.

Ostersuchspiel statt Wandererlebnis unter der Elias-Schlucht am Rio Borosa

Abwärts und nach erlebtem Erfolg bleibt mehr Zeit, die umliegenden Felsformationen und die Vegetation zu betrachten. Eine schwarze Schlange huscht plötzlich über den Weg. Genauso erschrocken wie ich hält sie kurz inne, hat aber keine Zeit für eine Unterhaltung, was mich nicht stört. Vor der Brücke, an der ich mich von Lore getrennt hatte, fällt eine Felsformation auf, deren deutliche Schichtungen sich wie ein Tor über den Fluss wölben. Das geologische Phänomen wird sogar mittels einer Schautafel ausführlich erklärt, die mir beim Herweg gar nicht aufgefallen war. Jetzt reicht mir aber das schöne Bild, ich will mit meinen rudimentären Spanischkenntnissen gar nicht mehr entschlüsseln, wie es zustande gekommen ist.

Auf der jetzt wieder beginnenden, breiten Piste muss ich nicht mehr so auf meine Füße achten, sondern kann mich dem Osterspiel widmen, meine Frau zu suchen, die irgendwo am Flussbett auf mich wartet, vermutlich an einem exponierten Sonnenplatz, wie ich sie kenne. Davon aber gibt es ziemlich viele und ich beginne die Leichtfertigkeit zu verfluchen, keinen genauen Treffpunkt vereinbart zu haben, je weiter ich ohne Sucherfolg dem Parkplatz näher komme. Mittlerweile habe ich auch fast jeden Wanderfreund zum zweiten Mal getroffen, die letzte Familie hat es sich auf einem exponierten Felsen neben dem dortigen Becken gemütlich gemacht. Aber keine Spur von meiner Frau.

Auf der Brücke über das Talbecken will ich gerade mein Fernglas auspacken, um den Flusslauf noch einmal von unten abzusuchen, als sie leicht außer Atem vom Parkplatz her ums Eck biegt. Gottseidank war die Familienmutter nun doch nicht ansehnlich genug, um mir absichtliches Übersehen unterstellen zu können.

Mittlerweile neigt sich der Nachmittag seinem Ende zu, und wir haben noch einige Meilen vor uns bis Baeza. Den Besuch des Centro Visitantes im Torre del Vinaigre sowie des angeschlossenen botanischen Gartens lassen wir daher jetzt ausfallen und verlassen uns darauf, Natur genügend live erlebt zu haben.

Uns war wichtig, in der Sierra de Cazorla auch auf zwei Füßen und nicht nur auf vier Reifen unterwegs gewesen zu sein, und das ist uns zu unserer eigenen, höchsten Zufriedenheit gelungen. Hier gibt es sicher einsamere und spektakulärere Wanderungen, gerade auch über dem Stausee Tranco de Beas oder an dessen Ufern. Für ein kurzes Naturerlebnis am Rande einer zeitlich begrenzten Rundfahrt durch die Sierra ist aber der Rio Borosa oder auch nur der Torre del Vinaigre sicher eine allererste Adresse.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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