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Reisebericht zu Madeira→Santana→Alte Landstrasse nach Boa Ventura

Das letzte automobilistische Abenteuer Madeiras: Klippenfahrt zwischen Sao Vicente und Santana

Klippenfahrt zwischen Sao Vicente und Santana

Die Verbindungsstraße zwischen Sao Vicente und Santana stellt den letzten Rest nicht durchtunnelter Wege auf Madeira dar. Tatsächlich ist das Teilstück zwischen Ponta Delgada und Boa Ventura ein abenteuerliches Überbleibsel der ehemaligen Verkehrsinfrastruktur und insoweit ein Erlebnis von touristischem Wert. Enge Straßen über steilen Klippen stellen jedoch Ansprüche an das Nervenkostüm des Fahrers.

Entlang der gesamten Küste erscheint das Wetter heute noch schlechter als gestern. Schon während wir die neuen, wachsweichen Gigante-Eier löffeln, zeigen sich auch an der Bergkante über unserer bescheidenen Hütte die ersten dunklen Wolken. Um diese frühe Stunde sind wir das gar nicht gewohnt. Für unsere frisch erblühten Wandervorsätze vielleicht erneut nicht die allerbesten Vorraussetzungen, aber auf der Insel ist das Wetter ja selten überall schlecht. Wir wollen versuchen, die Levada am Encumeada zu gehen oder sonst eben weiter nach Norden zu schauen.

Abenteuerliche Tunnels und enge Straßen über steilen Klippen: Von Ponta Delgada nach Boa Ventura

Von Ribeira Brava aus ist der Encumeada-Pass unter einem dichten, schwarzen Dach gerade noch zu erahnen. Im Gegensatz zu gestern können wir ihn immerhin sehen, aber wir tauchen doch lieber direkt im Autobahntunnel unter ihm durch. Am nördlichen Tunnelausgang herrscht dann tatsächlich eitel Sonnenschein, während die Passhöhe selbst jetzt völlig vom Nebel verschlungen worden ist. Also werden wir den noch unbesichtigten Teil der Nordküste von Sao Vicente aus ostwärts entlang fahren. Die westliche Richtung nach Porto Moniz haben wir ja schon abgeklappert. Später können wir uns im Nordosten ein Wanderwegerl suchen. Mit etwas Glück ist es ja in dieser Ecke der Insel auch heute wieder bis zum Ende des Tages schön, wie wir es auf der Halbinsel Sao Lorenzo bereits erlebt haben.

Die alte Küstenstrasse nach Ponta Delgada finden wir auch ohne Beschilderung, es gibt ja nur eine Richtung. Hier gibt es abgesehen von der locker befahrbaren Verbindung von Calheta nach Porto Moniz als einzig verbliebenes Teilstück der Insel noch keine durchtunnelte Schnellstraße. Warum sie auch gar nicht erst beschildert wird, wird schnell deutlich, als wir den ersten einspurigen Tunnel durchfahren. Allein von der Höhe her ähnelt er mehr einem Bergwerksstollen, dessen schmaler Fahrweg mit groben Keilen aus dem Fels gehauen erscheint. Dahinter folgt die Straße einspurig in engen Kurven der Felswand mit über der Steilküste ausgesetzten Ausweichstellen, wie wir es aus Korsika wir ja gewohnt sind. Der einzige Schwerlaster begegnet uns völlig unschädlich für Lores Nervenkostüm während der Zigarettenpause, wir rätseln aber, wie er mit seinem Aufbau durch den Tunnel kommen wird. Zum Nachschauen fehlt uns dann aber doch die Zeit.

In diesem Stil geht es noch einige Kilometer weiter, eine Hand am Ganghebel, die andere an der Hupe. Ist aus der Ferne das Gegensignal eines LKW oder Busses zu hören, lohnt es sich zur Schonung des eigenen Rückwärtsgangs, schon mal die nächste Ausweichstelle anzufahren und zu warten. Hinter Boa Ventura wird die enge Straße aber wenigstens wieder zweispurig und folgt im dichten Grün den Taleinschnitten. Bis Sao Jorge sind wir auf diese Weise eine gemütliche Stunde unterwegs, genießen so aber die Reminiszenz an den gewohnten Fahrstil unseres letzten Urlaubs 1991. Tatsächlich stellt dies im heutigen Madeira einen Anachronismus dar. Auf dem scheinbaren Umweg über Funchal und die Süd- und Ostküste wären wir vermutlich ebenso schnell nach Santana gekommen. Zur Beruhigung aller Ungeduldigen sind die prospektierten Tunneldurchbruche des geplanten Ringschlusses zwischen Santana und Sao Vicente bereits in die Straßenkarten eingetragen.

Der Himmel hat sich jetzt auch hier zugezogen, der noch sichtbare Teil der Insel an der Küste liegt unter einem tiefen, grauschwarzen Deckel, der die gesamte Bergwelt darüber verschwinden lässt. Angesichts der ebenfalls darin verschwundenen Wanderambitionen erinnern wir uns jetzt wieder an den Themenpark in Santana und daran, dass er in einigen Besprechungen gar nicht so schlecht beschrieben war. Machen wir eben eine Themenwanderung, nachdem Santana als nächster größerer Ort ohnehin am Weg liegt. Den letzten großen Klassiker der Wandertouren Madeiras, den Weg ins Calderaio Verde hoch über Santana und seine Fortsetzung ins Calderaio Inferno hätte ich mir schon noch gerne ins diesjährige Kerbholz geschnitzt. So wird wohl auch dieses Mal wieder ein offener Punkt auf der Agenda verbleiben, der ein Wiederkommen unbedingt erforderlich macht.

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Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

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