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Reisebericht zu Andalusien→Sevilla→Reiseplanung Metro und Bus

Sevilla: Erstaunliche Schwierigkeiten beim gut organisiertem Nahverkehr um die Hauptstadt

Nahverkehr Sevilla Erkundung

Die Metrostation Cavaleri haben wir ja schnell gefunden. Von hier aus nach Sevilla zu kommen, erweist sich aber schwieriger als angenommen. Das liegt nicht nur an den komplizierten Automaten, sondern auch am getrennten Tarifsystem für Metro, Bus und Tram in der Hauptstadt. Hilfe ist rar sowohl im Internet wie auch vor Ort, Bonobus wie fast überall in Andalusien die vernünftigste Lösung

Nachdem wir uns im Residencial Aljarosol eingerichtet haben, wollen wir uns einen ersten Eindruck verschaffen vom eigentlichen Ziel der Reise, Sevilla. Es ist nunmehr früher Nachmittag geworden, für eine Großstadt gerade die richtige Zeit, nach Beendigung der Siesta wieder Leben zu sehen. Die Station Cavaleri habe ich ja bereits gefunden. Bei passender Gelegenheit können wir ja angesichts anstrengender Anreise in der Stadt speisen, andernfalls haben wir auch entsprechenden Vorrat zu Hause.

Unerwartete Schwierigkeiten bei der Fahrkarten- und Zielwahl einer Metrofahrt nach Sevilla

Eine ganze Reihe von Fahrkartenautomaten erwartet uns im großzügigen Eingangspavillon der U-Bahnstation Cavaleri. Zu unserer Freude sprechen sie auch deutsch mit uns, wenn wir sie entsprechend anweisen. Natürlich will ich sparen und gleich eine Mehrfahrtenkarte erwerben, der blöde Automat quittiert diesen Wunsch aber immer mit dem Ansinnen, ich solle ihm meine Karte zwecks Aufladung präsentieren, dabei will ich ja eine Karte von ihm. Auch die netterweise angebotene Hilfefunktion kann diese grundsätzliche Meinungsverschiedenheit nicht auflösen.

Da erinnere ich mich an das Bussystem von Granada, wo auch erst eine Plastikkarte erworben werden musste, die dann wie eine Geldkarte aufgeladen wurde und es gelingt mir tatsächlich, den Automaten zu überzeugen, mir eine Fahrkarte zu verkaufen und diese dann zusätzlich mit zwei Hin- und Rückfahrten aufzuladen. Für das kleine Kärtchen aus Pappe berechnet er mir einen Euro zusätzlich.

So immerhin mit einem Fahrausweis ausgestattet fällt uns schmerzlich auf, dass wir gar nicht wissen, wohin in Sevilla wir eigentlich fahren müssen, um ins Zentrum zu gelangen. Meine alten Reiseführer mit ihren schönen Karten zu Besichtigungswegen sagen leider nichts zum Thema öffentliche Nahverkehre aus. Etwas ratlos versuche ich also, die ausgehängten Linienpläne mit meinem Reiseführer in Einklang zu bringen. Ein vorbeikommender, gesetzter Herr mit Aktentasche nimmt sich aber sofort unserer an und fragt, ob er uns helfen kann. Einmal mehr nehme ich mir vor, niemals wieder einen Fremden vor heimischen U-Bahn-Tafeln stehen zu lassen, ohne ihm dieselbe Freundlichkeit anzubieten, was ich aber auch bisher schon ganz gut verinnerlicht habe. Schnell ist geklärt, dass wir an der Puerta de Jerez die Metro wieder verlassen müssen, um im Zentrum nahe der Kathedrale zu landen.

Meine Reiseführerqualitäten stehen nun natürlich nicht mehr im allerbesten Licht dar, auch wenn ich stolz wie Harry meine Liebste ohne Umschweife zur hiesigen Station gebracht habe. Zu meiner Entschuldigung ist jedoch zu sagen, dass die Präsentation des öffentlichen Nahverkehrs von Sevilla im Internet nicht gerade berauschend ist, zugeschnitten eben auf Einheimische, die sich mit Grundsätzlichkeiten auskennen. Damit werden sich im weiteren Verlauf auch noch neue Ungereimtheiten ergeben.

Jetzt aber machen wir es wie alle anderen und halten an den Eingangssperren unseren Pappkarton über eine kleine Lesefläche am Eingang der Personenschleusen, die zum eigentlichen Bahnhof führen. Aus purer Unwissenheit bescheißen wir dabei die Metro de Sevilla. Wir haben ja schon gesehen, dass nach dem Pieps aus dem Lesegerät die Sperre geöffnet wird wie die Schranke einer Parkgarage, und dann schlüpft der Reisende durch. Das System erinnert mich an Reisen und Klassenfahrten nach Paris in der frühen Jugend, wo auch mittels Magnetkarten solche Einzeldurchlaßsperren passiert werden mussten.

Nachdem wir ja zwei Hin- und Rückfahrten gebucht haben, geben wir uns entsprechend Mühe, nach dem Pieps auch zu zweit durch die Sperre zu schlüpfen. Das überall bereitstehende Wachpersonal beobachtet uns bei dieser Aktion, schreitet jedoch nicht ein, was uns zu Unrecht beruhigt, weil wir auch nicht die einzigen sind, die diesen Weg wählen. Der professionelle und mit weißer Weste reisende Nutzer lässt nämlich erst die Dame mit Piepsen passieren und piepst dann danach für sich selbst, weil beide Piepse auf seiner Karte gespeichert sind. Auf diese Weise sind wir einmal umsonst Metro gefahren, quasi für zwei.

Mehrere Rolltreppen transportieren uns in den Untergrund, wo massive Plexiglaswände den Bahnsteig vom Gleis abschirmen. Lore ist ganz fasziniert, dem schnöden Selbstmörder wird hier keine Chance geboten und der trambahnähnliche Zug hält auch genau so, dass sich die Tore der Glaswand mit den Türen der Metrotram exakt gegenüber liegen.

Tageskarten, Sevilla Card, Bus und Tram bei der Erkundung Sevillas einsetzen

Wegen Lores Atemproblemen speziell in Großstädten hatte ich eigentlich geplant, entweder Mehrfahrtenkarten wie den Bonobus in Granada oder Tageskarten einzusetzen, um ihr die Besichtigung zu erleichtern, indem wir auch kürzere Wegstrecken mal durch die Busfahrt notfalls auch nur von einer Station zur nächsten zu erleichtern. Auch die verschiedenen Ringlinien C1, C2 und weitere könnten ja ähnlich wie eine Stadtrundfahrt eine bequeme Grundanschauung der Stadt ermöglichen.

Dazu wäre auch die Sevilla Card eine Option gewesen, die es für verschiedene Zeiträume auch im Internet zu buchen gibt und die für relativ teures Geld die Eintrittsgelder für die meisten Sehenswürdigkeiten beinhaltet. Wer tatsächlich alle abhecheln will, der ist damit auch sicher gut bedient, aber 72€ für fünf Tage pro Person sind auch kein Pappenstiel. Die früher beinhaltete Benutzung öffentlicher Verkehrsbetriebe hat sich aber scheinbar mittlerweile erledigt, auch vor Ort war von einer derartigen Option an keiner der vielfältigen Verkaufsstellen mehr die Rede.

Nachdem wir am heutigen Tag ja nur mit der Metro von Mairena hin und zurück fahren, brauchen wir über diese Dinge noch nicht nachzudenken. Am Samstag werden wir die Besichtigung fortsetzen, da bleiben dann noch drei Tage Sevilla, und eine Drei-Tages-Karte könnte dann schon Sinn machen. Vorsichtigerweise laden wir dann aber unseren schon erstandenen Pappkarton nur mit einer Eintageskarte auf und erwerben für Lore eine zweite solche. Was wir nicht für möglich gehalten hatten, ist nämlich tatsächlich wahr. Diese gilt ausschließlich für die Metro, und gerade deren Dienste müssen wir ja nur jeweils zur Hin- und Rückfahrt in Anspruch nehmen.

Die Stadtbusse von Sevilla werden zusammen mit der putzigen Tramlinie, die gerade mal den Kilometer zwischen Plaza Nueva und Prado San Sebastian bedient, von der Gesellschaft Tussam betrieben, und die stellen ihre eigenen Tageskarten aus. Den dafür zu besuchenden Informationsschalter von Tussam werden wir am Samstag auch problemlos am Prado San Sebastian finden, nur hat der natürlich Wochenends geschlossen. Eine nachfolgende Bitte um Rat oder Hilfestellung im Büro der andalusischen Tourismusbehörde nahe der Kathedrale ist wenig erfolgreicher. Die Dame hält sich hauptsächlich zuständig für die Vermittlung von Hotelzimmern. Meine Frage nach den hiesigen Verkehrsgepflogenheiten quittiert sie mit einem Nasenrümpfen als hätte ich sie gefragt, ob sie mich in ein Hotel begleiten wolle. Eher ein Schulterzucken verweist auf den Fahrkartenautomat (sicher des Deutschen mächtig) der gegenüberliegenden Trambahnstation. Den kenne ich aber schon, und auf weiteres Kennenlernen der Dame verzichte ich.

Generell muss der unbedarfte Besucher also unterscheiden. Für die Bewegung innerhalb Sevillas braucht er eine Karte von Tussam, welche die Tram und die roten Stadtbusse betreibt. Zumindest die Mehrfahrtenkarte "tarjeta multiviaje" gibt es auch in vielen Bussen, Tabakläden und Pressekiosken. Von weiter draußen kommt man mit der Metro, dem Zug oder den grünen Bussen des "Consorzio Transportes Area de Sevilla", für die jeweils einzeln oder auf allen Wegen nutzbare Tickets zu erhalten sind. In allen Fällen muss für Tages- oder Mehrfahrtenkarten quasi ein Pfand für die Plastikkarte oder den Pappkarton bezahlt werden, meist oder ein oder zwei Euros. Diesen Pfand erhält man zurück, in der Metro gibt es in jeder Station wohl absichtlich unscheinbare, kleine weiße Automaten, die die nicht mehr benötigte Karte schlucken und den Pfand zurückgeben, nach meiner Erinnerung nicht aber ein evtl. Restguthaben.

Ein weiteres "Problemchen" hätte fatal werden können in Zusammenhang mit der Bedienung der deutsch sprechenden, aber halt dennoch maschinenblöden Fahrkartenautomaten, hätte uns nicht ein freundlicher Wachmann geholfen. Als wir nämlich scheinwissend unsere Karte wieder aufladen wollten, konnte die Maschine nicht erklären, wie das Geld auf den Pappkarton kommt. Rechts unterhalb des Bildschirms befindet sich ein kleiner Schlitz, der aufgrund seiner Beschriftung meiner Meinung für die Annahme von Geldscheinen gedacht ist. Davor muss aber in einer entsprechenden Halterung die Karte platziert werden, damit ihre Magneten wieder entsprechend aktiviert werden.

Bonobus oder Fahrrad als Alternativen zum Fußmarsch bei der Stadtbesichtigung Sevillas

Wer länger bleibt, aber dennoch flexibel bleiben will, ist nach meiner Einschätzung mit der Mehrfahrtenkarte Bonobus am Besten bedient. Die Einzelfahrt reduziert sich damit auf 65 Cent, und um das Volumen einer Tageskarte von 5€ pro Person zu erreichen, muss man auf dem beschränkten Raum des Stadtgebiets schon sehr viel Bus fahren. Zudem genügt es, eine einzige Karte zu erwerben, die für beliebig viele Personen eingesetzt werden kann. Dasselbe gilt analog für die Metro und/oder die Umlandlinien.

Halbwegs rüstige Menschen werden die meisten Bereiche der Innenstadt Sevillas ohnehin per Fußmarsch abwickeln. Für die nördliche Altstadt mit Macarena, der Isla Magica oder Isla de la Cartuja hilft aber gerade bei einem eng gesteckten Besichtigungsprogramm der Bustransfer schon.

Eine durchaus interessante Alternative scheint mir aber auch die Nutzung der überall bereitgestellten Mietfahrräder zu sein. Wir haben uns mit diesem Gedanken zu spät beschäftigt und daher keine eigenen Erfahrungen machen können. Die extensive Ausschilderung von Radwegen an jeder Stelle der Altstadt und die überall unübersehbaren Depotstationen für Leihräder scheinen dies aber zu einer ausgesprochen interessanten und zumindest auf Sicht unkomplizierten Alternative bei längeren Besichtigungen zu machen.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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