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Reisebericht zu Andalusien→Costa de la Luz→Conil Cabo Roche

Gepflegte Anlage und gemütliches Häuschen im El Olivar de Conil

Cabo Roche Conil viejo

Unnötig verbringen wir die Anfahrt zum Cabo Roche bei Conil zusammen mit vielen LKWs auf der Landstraße, El Palmar de Troia verpassen wir trotzdem. El Olivar de Conil bereitet uns dafür einen stillen und herzlichen Empfang und wir beziehen in aller Ruhe eine gemütliche Hütte in der gepflegten Grünanlage.

Zum ersten Mal können wir beim Verlassen der andalusischen Hauptstadt vollkommen staufrei die Brücke über den Guadalquivir und die SE-30, also die Ringstraße, passieren. Unter einem wolkenlosblauen Himmel starten wir in den Strandabschnitt der diesjährigen Andalusien-Rundreise.

Leider verpasst: El Palmar de Troia

In einem schon etwas verstaubten Reiseführer aus der Bibliothek hatte ich den Hinweis auf einen besonders skurrilen Ort am Wegesrand gefunden: El Palmar de Troia. Dort soll ein ganz besonders gläubiger Mensch seine eigene Kirche bauen oder gebaut haben. Im Fernsehen hatte ich per Zufall vor Längerem einen ähnlichen Bericht gesehen über einen Selfmade-Architekten, der versucht, aus Müll wie alten Fahrrädern oder Dosen nach und nach seine eigene Kirche zu bauen.

Ich weiß nicht, ob beide Informationen denselben Ort betreffen, finde aber diese vielleicht eigentümliche, aber durchaus moderne Interpretation eines auf heutige Verhältnisse übertragenen Christentum hinreichend spannend, um zumindest mal vorbei zu schauen. Zeit genug haben wir ohnehin, unsere Ankunft hatte ich für 14:00 avisiert und bei unserer mittlerweile fast professionellen Zeltabbruchplanung sind wir schon gegen 10:00 aus Sevilla abgefahren.

Wir brettern also nicht wie letztes Jahr über die Autobahn und sparen uns so nebenbei noch die Mautgebühr. Hinter Dos Hermanas zweigen wir auf die N-IV ab in dem Glauben, jetzt gemütlich über Landstraßen unserem Ziel entgegen tuckern zu können. Dieses Experiment aber gerät leider zum Nervenspiel, weil anscheinend alle LKWs, die zwischen Sevilla und Cadiz unterwegs sind, dasselbe Ausweichmanöver fahren. In dem folgenden Konvoi-Verkehr verlieren wir etwas an Überblick und Gelassenheit und bis wir uns versehen, sind wir an der natürlich nicht explizit ausgeschilderten Abzweigung nach El Palmar de Troia vorbei. Extra wenden wollen wir jetzt auch nicht mehr. Bei Jerez kehren wir reumütig auf die Autobahn zurück und notieren einen weiteren, offenen Punkt für die nächste Reise.

Stiller Empfang: El Olivar de Conil

Der weitere Verlauf der Reise bleibt friedlich und in bekannten Bahnen. Ich verlasse die Autobahn lediglich eine Ausfahrt zu früh und fahre zwischen der Ausfahrt nach Novo Sancti Petri und den südlichen Golfclubs dieses Touristenmonsters neben der Autobahn her. Aber die Abzweigung in El Colorado, die uns durch die Pinienwälder nach Conil führt, finde ich mit schlafwandlerischer Sicherheit, als sei ich nie weg gewesen.

Der Rest ist Pillepalle. Bei unserem letztjährigen Traumurlaub am Cabo Roche sind wir oft genug am Olivar de Conil vorbeigefahren, so dass ich ihn finde, als sei ich dort geboren worden. Als wir punktgenau vor dem schweren Gittertor parken, fährt uns allerdings doch ein kurzer Schreck in die Glieder, weil ein handgeschriebener Zettel dort angeklebt ist und friedlich im Wind flattert. Wegen der Nicht-Besichtigung von El Palmar de Troia sind wir doch etwas zu früh dran. Meine Spanisch- und Lateingrundlagen reichen aber aus, um den Zettel als Hinweis zu übersetzen, das Tor wegen frischer Betonierung nicht ganz zu schließen.

Wir wollen ja nur rein. Also lassen wir das Auto stehen und machen uns auf die Suche nach unserer neuen Behausung. Gleich hinter dem Eingangstor sehen wir zwei Häuschen, die wegen ihrer Nähe zur Straße eigentlich eher wie Pförtnerlogen aussehen und unseren Geschmack jetzt nicht wirklich treffen würden. Der Weg führt aber weiter in das offenbar grüne Innere der Anlage und an dessen Rändern ist nicht zu übersehen, dass hier noch fleißig gebaut und gewerkelt wird. Die Materialien für ein solches Vorhaben sind jedenfalls unübersehbar vorhanden.

Dieser Wirtschaftsweg mündet aber in eine kleine, stille Oase. In einer großzügigen, grünen und baumbestandenen Parkanlage verteilen sich einige, kleinere Hütten und am Ende ein größeres, zweistöckiges Gebäude. Das scheint wohl die angebotenen, größeren Familienwohnungen zu beherbergen. Rechter Hand aber führt der Weg zu einem mittelgroßen Haus, dessen offene Türe zur Nachfrage einlädt.

Zwischen uns und der Türe allerdings liegt ein Schäferhund, der jetzt offenbar aus seinem Dämmern aufwacht, auf uns aufmerksam wird und uns so eine weitere Schrecksekunde beschert. Ganz gemächlich erhebt er sich, ist aber ganz offensichtlich mehr erfreut über eine endlich stattfindende Abwechslung als dass er irgendwelchen Wachpflichten nachgehen wollte. Still und mit wedelndem Schwanz und ohne einen Ton trabt er herbei, um uns zu begrüßen. Im Schlepptau hat er plötzlich einen zweiten Kollegen des gleichen, freundlichen Gemüts.

Nach dem ersten Beschnuppern und Bestreicheln fordere ich die beiden höflich auf, ihre Herrin herbeizuholen, aber sie verstehen leider kein Deutsch und finden beide uns als neue Attraktion wesentlich interessanter, als sich auf ihre Meldepflichten zu besinnen. Das macht aber nichts. Yolanda, unsere neue Wirtin, war noch in einer der Hütten zugange und ist jetzt auch ohne lautes Gebelle auf uns aufmerksam geworden.

Das hintere der beiden, zurückgesetzt und von Palmen beschützten Häuschen sei unseres. Nach einer kurzen Begehung holen wir das Auto, laden unser Gepäck bequem mittels einer Zweierkette durch das Schlafzimmerfenster ein und nehmen unsere neue Wohnstatt in Augenschein.

Gepflegte und gemütliche Hütte im Park Olivar de Conil

Die gesamte Anlage erinnert mich an die kleinen Losmen, in denen ich Anfang der achtziger Jahre auf Bali wohnen durfte. Kleine, aber zweckmäßige und stabil gebaute Hütten inmitten einer Grünanlage, der man die beständige Pflege auch ansieht. Bäume und Palmen sind so gesetzt, dass alles sehr offen wirkt und nirgends die Blickweite beeinträchtigt, trotzdem aber jede Terrasse vor den Hütten eine eigene Privatheit bekommt.

Die einzelnen Wohnbereiche unter dem Giebeldach sind bis auf das Bad lediglich durch Raumteiler oder Bastrollos voneinander getrennt. Das fällt optisch nicht weiter auf. Auf den Luxus, von ihrem schnarchenden Monster durch einen eigenen Raum geschützt zu werden, wird Lore aber die nächsten Tage verzichten müssen.

Der Hauptraum hinter der schweren Eingangstüre bietet links einen großzügigen Lebensraum mit Esstisch und der üblichen, schon leicht ramponierten Fernsehcouch. An der rechten Seite verläuft die Küchenzeile mit eingebauten Holzregalen und einem vierflammigen Gasherd. Der Kochbereich wird zum Wohnraum hin durch einen massiven Tresen mit großer Arbeitsfläche abgegrenzt, an dessen Ende sich dann die hinteren Räumlichkeiten, das Schlafzimmer und das Bad anschließen. Am Ende des Küchenkorridors folgt noch eine kleine Kammer, in der wir die Waschmaschine und Putzutensilien vorfinden.

Die rustikale Einrichtung mit schweren Holzmöbeln gefällt uns gut, das Bad ist fast luxuriös mit Wanne, funktionierender Dusche und Warmwasserversorgung. Im Schlafzimmer ein breites Bett mit stabiler Matratze und genügend Unterbringungsmöglichkeiten. Die Küchenausstattung jedoch kann nicht nur keinesfalls mit dem Hotel Cabo Roche mithalten, das uns im letzten Jahr so begeistert hat, sie ist sogar für die zwei Personen, die hier bequem wohnen können, äußerst sparsam ausgelegt. Ein ums andere Mal wird sich Lore ärgern, nach fast jeder Zwischenmahlzeit schon die Gläser und Tassen spülen zu müssen. Selbst wenn diese seltsame Sparmentalität am falschen Platz in der Mehrzahl aller Ferienwohnungen vorzufinden ist, ärgern wir uns doch jedesmal wieder von Neuem darüber.

Ansonsten aber haben wir den erhofften, schönen Platz gefunden, eine ruhige und grüne Oase, die nicht zuletzt von der überdachten Veranda vor der Türe lebt. Trotz der auf Englisch geführten Konversation im Rahmen der Buchung spricht Yolanda genügend Deutsch für einen kurzen Small-Talk über unser woher und wohin und warum hier. Wir erledigen die üblichen Formalitäten, Restzahlung und Unterschriften und richten uns ein. Dann aber wollen wir schon schnellstmöglich schauen, wie es unseren Lieblingsplätzen seit dem letzten Jahr so ergangen ist.

Wenn Sie dem Verlauf dieser Reise folgen möchten

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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