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Reisebericht zu Andalusien→Costa de la Luz→Cadiz La Caleta

Besichtigung von Cadiz in der maritimen Strandansicht

Strand Cadiz englische Anlage

Nach den beiden Besuchen im letzten Jahr widmen wir uns heute der maritimen Seite von Cadiz. Ein Spaziergang entlang der Uferpromenade Campo del Sur zeigt uns neben den Castillos schöne Ausblicke aufs Meer bis Rota und besonders das fast englisch anmutende Strandbad La Caleta. Der Rückweg durch die Altstadt ist geprägt von den Erinnerungen an den Überraschungskarneval des letzten Jahres, aber auch ohne solche Events herrscht hier genügend Wirbel, sogar zur Siesta.

Der Wetterbericht in der gestrigen Fußballpause hatte eigentlich ein Azorenhoch in Aussicht gestellt. Vor unserem Schlafzimmerfenster peitscht allerdings ein stürmischer Wind Regentropfen an die Scheiben, so dass wir das Aufstehen heute mal langsam angehen lassen. Erst im Laufe des Vormittags machen wir uns auf den Weg zu einem Wiedersehen mit der lebhaften Hafenstadt Cadiz. Hier strahlt tatsächlich die Sonne vom Himmel, auch wenn der eisige Wind bleibt. Tatsächlich kann das Wetter entlang der Costa de la Luz alle 50 km komplett drehen, wie wir bereits öfters festgestellt haben.

Verfassungsjubiläum 2012 lässt Cadiz neu erstrahlen

Wie immer stellen wir das Auto im Parkhaus am Hafen ab. Heute herrscht offenbar kein karnevalistischer Trubel, dafür wird die maritime Seite der Seefahrerstadt betont. Wie Hochhäuser schrauben sich beim Erreichen der Oberfläche zwei Kreuzfahrtschiffe neben uns an der Reede hoch. Hektisch bugsieren LKWs und Gabelstapler herum, um die hungrigen Bäuche der Monster zu be- und entladen.

An der Plaza de San Juan de Dios vor dem Rathaus gönnen wir uns erst einmal einen Willkommenskaffee. Seit letztem Jahr ist der Platz komplett verändert, wo damals noch hupende Autos neben den Cafétischen vorbeigerauscht sind, spielen jetzt kleine Springbrunnen über Kanalbecken, die wohl an den Generalife in Granada erinnern sollen. Wir basteln einen Plan. Die Altstadt haben wir im letzten Jahr bereits mehrfach durchquert. Heute sehen wir den maritimen Empfang als Zeichen an und wollen mal die Strandpromenade begehen, die ganzen historischen Stadtkern umfasst.

Cadiz feiert dieses Jahr ein Jubiläum. Vor 200 Jahren wurde hier die spanische Verfassung ausgerufen oder zumindest eine ihrer Wurzeln und daher wurde sie auch zur diesjährigen ibero-amerikanischen Kulturhauptstadt ausgerufen. Das erinnert mich an die ibero-amerikanische Weltausstellung, welche die von mir so geliebte Plaza Espana in Sevilla aus der Taufe gehoben hat. Vielleicht ist ja auch hier das eine oder andere kulturelle Schmankerl zu diesem Anlass abzugreifen.

Eines liegt am Weg. Hinter der Kathedrale soll ein kleines archäologisches Museum quasi als Schacht in die Tiefe gegraben worden sein, worüber sogar im deutschen Fernsehen berichtet wurde. In einer Nebengasse auf dem Weg zum Meer versteckt, könnte es ohne Beschilderung kaum gefunden werden und wirkt von außen eher wie ein kleiner Laden. Angesichts der Preise winkt Lore jedoch ab. Weder sind wir Fans von alten Scherben noch hat sie Lust, die drei Stockwerke in die Tiefe später wieder heraufzuschnaufen. Am meerseitigen Ausgang des Gassengewirrs hinter der Kathedrale sind unter einem Glasüberbau noch die oberen Schichten der Ausgrabungen für jedermann ausgestellt. Optisch unterscheiden sie sich wenig von den ähnlichen musealen Darstellungen unter dem Espacio Parasol in Sevilla, so dass uns dieser Einblick für heute genügen soll.

Campo del Sur, die Uferpromenade von Cadiz mit dem Strandbad La Caleta

Der zum Atlantik gerichtete Campo del Sur ist quasi der Strandboulevard von Cadiz. Nachdem er zugleich die Ringstraße um die Altstadt darstellt, herrscht natürlich viel Verkehr. Aber auf dem breiten Trottoir ist genügend ruhiger Platz für Fußgänger, Jogger und Strandgänger sowie freie Sicht übers Meer bis Amerika. Stadteinwärts brütet die gelbe Kuppel der Kathedrale wie ein Schildkrötenpanzer, auf den Felsenunter uns die Vögel.

Wir schlendern ziellos dahin. Das erste größere Bauwerk über dem Strand entpuppt sich als Kindergarten, den Lore beruflich interessiert und zumindest von der Lage her nicht schlampig findet. Das kleine Kastell dahinter scheint eher gastronomisch orientiert zu sein, was mich beträfe. Offensichtlich wird innen aber gerade Hochzeit gefeiert, zwecks Besichtigungen müssen wir also noch etwas weiter traben.

Gleich hinter dem Hochzeitsschlössl öffnet sich ein weiter Platz mit Blick nach Norden über die ganze Einfahrt zur Lagune von Cadiz. Gegenüber liegt der Marinehafen von Rota. Im Dunst kann man ihn nicht sehen, aber seltsame Kriegsschiffe kreuzen auf dem Meer. Mit hohen Aufbauten bugwärts und einer flachen Plattform am Heck sehen sie aus wie eine Kreuzung aus Flugzeugträger und Hochhaus oder eine schwimmende Abschussrampe aus Cape Canaveral. Da fällt mir ein Fernsehbericht ein über Reagans Raketenabwehrschild, der auch von solchen Schiffen aus im Mittelmeer gerichtet werden soll, die in Spanien stationiert seien. Vielleicht habe ich ja eines dieser seltsamen Monster gesehen.

Erquicklicher ist da der Blick auf die unmittelbare Umgebung. Direkt vor unseren Füssen ist das Castillo de San Sebastian mittels einer kleinen Mole an die Stadt angebunden, am Ende der Bucht thront die Bastion von Santa Catalina. Dazwischen liegt der städtische Sandstrand La Caleta mit der Badeanstalt Balneario de la Palma im Zentrum. Die wirkt fast englisch, ein Foto mit genügend großem Zoom könnte ebenso gut in Dover platziert sein. Sehr gediegen, sehr elitär, aber schön. In seinem Schatten genießen offensichtlich einige Menschen ihre Mittagspause.

Lore hat andere Sorgen, sie braucht jetzt eine Pinkelpause. Inmitten so vieler Einrichtungen sollte das kein Problem sein, aber der Eindruck täuscht. Die Badeanstalt ist jetzt Museum und geschlossen, der Weg zu den Castillos ist uns zu weit. Auch der tatsächlich riesenhafte Monsterfeigenbaum vor der Universität bietet viel Schatten unter dem von ihm quasi erschaffenen Platz, aber bei allem Staunen keine Erleichterung. Also wenden wir uns wieder in die Altstadtgassen auf der Suche nach dem nächsten Café.

Genug Wirbel auch ohne Karneval in der Altstadt von Cadiz

Das ist in Cadiz ja nie weit entfernt. Die Toilette ist zwar beim Nachbar, der Kaffee aber gut. Nach dieser Pause lassen wir uns in die Altstadt treiben, grobe Richtung Hafen. Im engen Gewirr dieser halbrunden Gassen verliert man zwar bald die Orientierung, landet letztlich aber immer am Mercado. So auch heute.

Die Nachmittags-Siesta hat eingesetzt, so dass es ziemlich beschaulich zugeht und das Ladengucken sich meist auf die Schaufenster beschränkt. Eine wunderschöne und offenbar für spanische Verkehrsverhältnisse ausgelegte Radlhupe hätte Lore gut gefallen, fällt aber den Öffnungszeiten zum Opfer. Andere, weniger dem praktischen Bedürfnis dienende Geschäfte haben aber überraschenderweise geöffnet, je weiter wir ins Zentrum vorrücken. Offenbar kann die Anwesenheit zweier Kreuzfahrtschiffe sogar die eherne andalusische Siestaregel bei Manchem zu Fall bringen.

Mit dem brodelnden Menschen- und Sängergewirr der Karnevalszeit hat das alles natürlich nichts zu tun. Aber an jeder Ecke finden sich kleine, gardinengeschmückte Balkone, alte Firmenschilder oder andere Bauzeichen, so dass bei jedem Weg neue Entdeckungen warten. Wie in Venedig könnte man vermutlich hundert Mal durch Cadiz stromern und würde trotzdem neue Perspektiven finden.

Am Mercado Publico gönnen wir uns eine zweite Kaffeepause. Der erwartete fette Nusskuchen ist zwar ein mürber Apfel, aber wir tragen es mit Fassung. Gute Spanischkenntnisse wären halt besser als gierige Augen. Immerhin lernen wir noch, wie andalusische hyperaktive Schulklassen beim Ausflug gebändigt werden: Die Lehrerin rennt einfach mit einem Megafon herum, damit sie die verstreuten Verwirrten noch erreichen kann. Praktisch.

Lore weint noch kurz ihrer Radlhupe hinterher, aber das Siestaende für Normalsterbliche Nichtkreuzfahrer können wir nicht erwarten. Daheim warten Haushaltspflichten wie letzte Wäschewaschrunde und Vorkochen. Ich tröste sie, dass solche Instrumente für jeden andalusischen Radfahrer vermutlich überlebenswichtig sind und daher auch in jedem anderem Radlgeschäft zu bekommen oder aber wir ja jederzeit gerne wieder herkommen können. Beides war zumindest für diesen Urlaub, leider aber ohne Absicht, gelogen.

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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