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Vom Wandergebiet der Fuente Segura über die Ruta Miradores nach Hornos

Reisebericht zu AndalusienNordostandalusien → Sierra de Segura

Zwischen Hornos und Pontones an der Fuente de Segura

Ganz im Gegensatz zu den im Vorfeld gesehenen Fotos erweist sich die "Fuente de la Segura" als ausgesprochen lauschiges Plätzchen, um unsere Brotzeit zu genießen. Die ehemalige Schotterstraße südlich von Hornos hat sich zur "Ruta de Miradores" gemausert und bietet alle paar Meter traumhafte Aussichten auf den Stausee Tranco de Beas. Der Ort Hornos selbst kann sogar das noch überbieten einfach durch seine Lage wie ein Sprungbrett über dem stillen Gewässer.

Vormittags haben wir auf dem Yelmo die Aussicht über die ganze Sierra Segura genossen und uns beim lokalen Schinkentrockner mit Brotzeit eingedeckt. Die wollen wir jetzt auch genießen, langsam drückt nämlich der Hunger. Unser Wirt Anton hatte uns als südöstlichsten Punkt unserer Rundfahrt die Quelle der Segura empfohlen, ein Wandergebiet, das ich zuvor bereits auch im Internet recherchiert hatte.

Hinter Pontones sprudelt die Segura hervor, umrahmt von einem lauschigen Picknickplatz

Über die Cumbra de Pontones gondeln wir weiter südwärts. Der gebirgige Charakter ist hier dem Eindruck einer Hochebene gewichen, auf dessen Kamm wir entlangfahren. Es gibt aber immer wieder interessante Felsformationen zu sehen, in die man alle möglichen Gesichter, Tiere oder Figuren hineindichten kann. Schließlich fahren wir mitten durch eine hindurch und kommen uns vor wie im Donaudurchbruch. Dahinter macht die Straße eine deutliche Linkskurve und führt dann steil hinab ins nächste Dorf, Pontones. Das macht einen ganz heimeligen Eindruck. Ähnlich wie in Puerta de la Segura oder am Rio Borrosa hat sich der Fluss hier tief eingegraben und der gemütliche Ortskern scheint sich noch unterhalb der Straße am Fluss zu befinden.

Wir fahren aber gleich weiter und finden einige Kilometer nach dem Ort die Abzweigung zur Fuente de Segura. Wie immer in der Sierra alles gut und rechtzeitig ausgeschildert. Ein schmaler, aber asphaltierter Pfad bringt uns wieder rückwärts in die Wildnis. Seltsame, weiße Felsformationen begleiten uns rechter Hand. Fast scheint es, wir würden eine Mondlandschaft umfahren, auch wenn den Weg selber grünes Dickicht umgibt. Schließlich stoßen wir in der deutlich ersichtlichen Talwurzel aber auf einen größeren Parkplatz. Auch hier beweist eine große Infotafel, dass wir unser Ziel erreicht haben.

Wir steigen einige Meter hinab und finden eine kleine Strandbar, dahinter den üblichen spanischen Picknickplatz mit Holzbänken. Sogar einen kleinen Spielplatz gibt es. Lore wünscht sich Kaffee und so muss ich den deutlich unterbeschäftigten Kellner von seinem Nachmittags-Brandy aufscheuchen, was den aber durchaus erfreut. Wir packen unsere Schätze aus und ich genieße meinen frisch erworbenen Speck. Ausnahmsweise muss ich meinen kindlich bedingten Futterneid ("wir hatten ja früher nichts") nicht mit auspacken, denn Lore hält sich nach erster Probe zurück.

Eine Gruppe junger Leute picknickt einige Tische weiter und eine einsame Dame genießt an einem weiteren Tisch die Sonne. Wie sich herausstellt, wartet sie auf ihre Kinder, die gerade einen Spaziergang in die karge Landschaft des Tals unternehmen. Für die bisher erlebten Verhältnisse geradezu ein Volksauflauf. Abgerundet wird das idyllische Bild durch die steinig-grüne Bergkette, die diese Talwurzel umgibt und wohinauf auch einige Wanderwege führen, deren Ersteigung mit schönen Aussichten belohnt werden.

Schon schön anzuschauen: In einem kristallklaren Becken dringt die Segura aus dem Berg

Über uns führt ein eingezäuntes Wegerl um einen kleinen Teich und darunter plätschert Wasser in ein Steinbecken. Ein dünnes Rinnsal steht taleinwärts im grünen Gras. Ich finde es nicht sonderlich spektakulär, habe aber auch nicht mehr erwartet. Die wenigen Fotos im Internet, die ich zu diesem Ort gefunden habe, waren es auch nicht, wenn auch zugegeben bei ziemlich miesem Wetter aufgenommen.

Am Ende ist es Lore, die mich aus meiner dem Speck zugewandten Reiseberichts-Lethargie aufschreckt. Sie hat einen Spaziergang zum Teich unternommen, vermutlich um ihre Wasservorräte aufzufüllen und winkt mich jetzt aufgeregt her. Der "Teich" stellt sich als tiefes, felsiges Wasserloch heraus und ist durchaus sehenswert. Der Ursprung der Segura wird gerade auch noch von der Mittagssonne beschienen, die jeden messerscharf erkennbaren Stein in dem Becken in anderen Farben spiegeln lässt. Irgendwo in der Mitte wird es dann finster, da kommt das Wasser wohl her. Auch wenn es nur vielleicht 4 qm sind, in die wir gebannt glotzen, da muss man aber schon länger hineinschauen. Es ist auch die erste Quelle, die ich in meinem Leben so leibhaftig sehe. Bisher kannte ich eben nur die Flaschen, in die es angeblich dann wandert.

Hier wandert es offensichtlich zunächst in das schon entdeckte Steinbecken und Lore zapft sich schon mal eine Flasche. Frischer geht es ja wohl kaum. Leider wird es aber einen ausgesprochen bitteren Beigeschmack haben, so dass wir dann doch wieder auf industrielle Konfektion zurückgreifen werden.

Wir geben unser Kaffeegeschirr am Kiosk ab und nutzen die Sanitäreinrichtungen. Am Nebenhaus prangt deutlich sichtbar ein Schild, dass wir hier für kleines Geld unser eigenes Bergrestaurant eröffnen könnten. Wir müssen aber erst noch die Alternativen erkunden.

Vom Schotterweg zur Hauptstraße: Die Ruta de Miradores A 317

Wir fahren also zurück bis zu der Abzweigung, an der wir vom Yelmo aus hergekommen sind. Da erleben wir eine veritable Überraschung. Eigentlich sollte hier ein besserer Schotterweg beginnen, über den wir uns nach Hornos vorarbeiten sollten. So hat es Anton beschrieben, und so steht es auch in allen Beschreibungen im Internet für dieses Gebiet. Sehenswert und gut befahrbar, aber etwas mühsam sei die Verbindung über die Aussichtspunkte auf den Stausee von Hornos nach Pontones.

Tatsächlich aber stellt sich der vermeintliche Nebenweg an der Abzweigung als Hauptstraße dar, die Abzweigung nach Norden dagegen als der Notbehelf, jetzt als A 317a deklariert. Eine neue breite, zweispurige, auch für LKWs und Busse befahrbare Straße schlängelt sich bequem den Berghang entlang. Die Junta de Andalucia muss diese Straße ziemlich heimlich und sehr plötzlich gebaut haben, aber sie hat es gut gemacht.

An praktisch jedem südlichen Ausläufer ist ein schöner Parkplatz gebaut und von jedem bietet sich eine andere Facette der Fernsicht über den Stausee Tranco de Beas auf die Sierra de Cazorla. Wie Perlen auf der Schnur präsentieren sich die einschlägig als Geheimtips gehandelten Miradores jetzt als fest gebaute Picknickplätze. Auch wenn wir die Ober-Fernsicht ja vom Yelmo aus bereits genossen haben, steuern wir noch zwei dieser Aussichtsjägerstände an. Schließlich handelt es sich ja um die Bilder, nach denen ich jahrelang so verzweifelt gefahndet habe. Hier kann man sie bequem abfahren, bis sich der Aussichtskoller einstellt, und muss nicht einmal besonders auf etwaigen Gegenverkehr achten wie sonst überall in der Sierra.

Wegen dieses Kollers fahren wir leider etwas achtlos am letzten Mirador dieser Reihe vorbei, der neben der jetzt sattsam bekannten Aussicht nach Süden auch einen schönen Blick auf Hornos zu bieten hätte, das von hier aus gesehen wie ein Sprungbrett über dem Nordausläufer des Sees lauert. So bleiben uns nur Verzweiflungsfotos aus dem Auto heraus von dieser wirklich spektakulären Ansicht des zweiten Hauptorts der Sierra de Segura.

Eines ist aber sicher: Für schwere Gefährte oder eingefleischte Flachländer mögen höhere Regionen der Sierra de Segura tatsächlich schwer zugänglich sein. Wer aber nicht zumindest hier an der Ruta de Miradores gewesen ist, obwohl er die Möglichkeit hatte, sollte sich besser im heimischen Keller einschließen und auf ewig dort bleiben.

Hornos besticht schon von weitem durch seine spektakuläre Lage über dem Stausee Tranco de Beas

Schon die Anfahrt nach Hornos ist eine Sehenswürdigkeit für sich. Der Ort steht auf einer Kuppe wie die Königin über dem See, nach allen Seiten fallen Abbruchkanten steil herunter. Die Abzweigung nach Hornos Viejo lassen wir aus Zeitgründen rechts liegen, der Ort selbst ist für unsere Verhältnisse auch viejo genug, wie wir sehen werden. Wie von Anton mühsam aufgemalt, ist die Bar Cruce an der Haupteinfahrt zum Ort kaum zu übersehen, nur dass auch hier jetzt die intuitive Straßenführung der neuen A-317 folgt, während die Abzweigung zurück ins Gebirge jetzt eher als nebensächliche Abzweigung wahrgenommen wird. Hier stellen wir unser Auto an den Straßenrand. Unerschrockene und bergerfahrene Automobilisten wie wir hätten auch weiter in den Ort hineinfahren können, dort aber verfranzt man sich bald und die Parkplätze sind auch rar gesät. Mit Mut zur Lücke kann man aber auch bis zum Hauptplatz am Rathaus vorfahren.

So steigen wir zu Fuß die leichte Steigung hinauf. Nach einem langen Tag hat Lore schon am ersten Mirador genug und setzt sich in die Nachmittagssonne. Ich erkunde weiter den Ort. Sie bekommt aber gleich von der ersten Oma, die vorbeikommt, geschimpft, was sie aber nicht verstehen kann. Ich vermute, es handelt sich um die Mutter der Feuerwärters vom Yelmo und sie beschwert sich darüber, dass Lore nicht wenigstens ein Buch liest, wenn sie schon so sinnlos hier herumsitzt.

Ich treffe die anderen Omis des Dorfes weiter hinten in den engen, weißen Gassen, wo sie auf die Öffnung des örtlichen Seniorentreffs warten und schon mal die heutigen Geschehnisse im voraus beschwatzen. Ihren Blicken zufolge bin ich eines davon. Ich nicke freundlich einen Gruß und bin schon um die nächste Ecke. Dahinter öffnet sich ein großer Platz mit der Kirche und einem beflaggten Gebäude, also das Rathaus. Ein kleiner Durchgang weckt mein Interesse und dem folge ich auf einen Balkon, der wahrscheinlich der Kaiser aller Aussichtspunkte von Hornos ist. Leider habe ich schon den Aussichtskoller und kann nicht mehr recht würdigen, was für jeden unbedarft von Norden Kommenden eine Sensation wäre. Der Bürgermeister von Hornos jedenfalls kann von seinem Amtszimmer sein Reich nun wirklich überblicken.

Hornos: Im Inneren ein gemütliches weißes Dorf Andalusiens mit guten Unterkunftsmöglichkeiten:

Die Pfarrkirche Iglesia de la Asuncion ist für mich überraschend geöffnet. Das Innere erinnert etwas an eine Burgkapelle, aber die schönen Glasfenster tauchen den Raum in ein friedliches Bild. Mir gefallen diese schnörkellosen kleinen Dorfkirchen gut mit ihren kleinen Details und Bildern, die dieselben Geschichten erzählen wie die in den großen Kathedralen, nur halt nicht so namhaft sind. Gerade in Andalusien merkt man ihnen dafür die lokale Bedeutung für einen gelebten Glauben an.

Wieder draußen schlendere ich noch ein wenig durch die Gassen und genieße den Charme der weißen Dörfer Andalusiens. Immer wieder gibt es auch hier wie schon in Segura schöne, mit Blumenkaskaden geschmückte Winkel. Einer erinnert mich an ein bei der Vorrecherche nach Unterkunftsmöglichkeiten ausbaldowertes Apartment hier im Ort, das dann aber irreführend platziert gewesen wäre. Josés Ferienwohnung bei airbnb in Hornos hängt aber nach wie vor am Nordabhang von Hornos wie ein Vogelnest unter der Burg und es wird auch ohne die angebotene Besichtigung weiterhin zweite erste Wahl bleiben für weitere Besuche der Sierra.

Kurz spiele ich mit dem Gedanken, zur Burg hinaufzusteigen. Ich habe jetzt aber genug gesehen und will Lore auch nicht ewig warten lassen. Noch weiß ich ja nicht, dass jetzt auch die Opis vorbeikommen und sich nach ihrem Befinden erkundigen (sie ist halt eine Schönheit). In der Burg entgeht mir eine weitere lokale Ausstellung, die sich interaktiv mit Astronomie befasst, wie ich später nachsehen werde. Die habe ich aber im heimatlichen Deutschen Museum zu München zu eigenen Schülerzeiten vermutlich bereits gesehen, wenn auch damals noch etwas konventioneller aufgemacht.

Bevor wir uns wieder auf den Weg machen in Richtung Heimat, gönnen wir uns noch eine Pause zum Ende der Siesta in der Bar Cruce am Ortseingang. An der großen Familientafel am anderen Ende wird jetzt, gegen vier Uhr, gerade die Hauptspeise serviert. Wir gönnen uns mal was anderes und bestellen den auf Aufstellern beworbenen "Café helado". Der ist zwar von Nestlé und letztlich ein halbgefrorener Milchshake im Espressoglas, schmeckt aber nicht schlecht. Ein Anfang zur Erkundung der Tiefen andalusischer Getränkekarten ist gesetzt.

Dann gondeln wir heimwärts nach Norden. In Cortijos Nuevos, einem ähnlich ewig langen, mexikanischen Straßennest wie schon Puerta de la Segura, verpassen wir dann doch mal eine Abzweigung und müssen kurz umkehren. Hier findet der Luxus der Ruta de Miradores auch sein Ende. Dieselben engen und hochgestellten Bergstraßen wie überall bringen uns in langen Schleifen nach Segura zurück. Nur dass jetzt die Pendler zur Arbeit fahren, die es eilig haben und mit keinem touristisch bezwecktem Gegenverkehr rechnen. Im Gegensatz zur Stille auf der Cumbra de Pontones begegnen uns also tatsächlich drei Autos.

Ein ereignis- und aussichtsreicher Besichtigungstag fände so sein natürliches Ende und Lore legt sich erst einmal zur Ruhe. Nach den vielen Autostunden einer Rundfahrt möchte ich aber noch meine Beine etwas ausführen und beschließe, auf das Castillo von Segura hinaufzusteigen. Den steilen Aufstieg von den Huertos de la Segura kann sie sicher nicht erschnaufen, also verbinde ich das Angenehme mit dem Nützlichen, unsere Zeit in der Sierra währt ja auch nicht ewig.

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Und hier der Gesamtüberblick dieser Reise mit allen Berichten


© 2004-2014 by Martin Haisch Gastromartini gastrobetreuung.de

Zuletzt aktualisiert am 27. Mai 2014

Mit ausdrücklichem Dank an Apachefriends und alle Open-Source-Entwickler, deren Arbeit solche Projekte erst ermöglicht
sowie an Lore für Begleitung und Ertragen programmierungstechnisch bedingter Abwesenheiten

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